nd-aktuell.de / 28.11.2014 / Unten links / Seite 1

Unten links

Ob Deutschland zum Neujahr unter einer flächendeckenden Schneeschicht begraben liegt, wagen Meteorologen noch nicht vorherzusagen. Ganz anders sieht es beim Mindestlohn aus. Mag Schäuble auch noch so viel Schnee erzählen; man muss kein Wetterfrosch sein (und noch nicht mal Gewerkschafter), um zu prognostizieren, dass die Decke Löcher aufweisen wird. Dass von der Aushöhlung des Gesetzes in erster Linie jene Berufe betroffen sind, die unter freiem Himmel ausgeübt werden - Zusteller, Abfallentsorger, Straßenreiniger, Bauarbeiter, Winterdienstler -, pfeifen die Spatzen vom Dach wie eisigen Wind. Die allerschlechteste Aussicht auf den Mindestlohn hat jenes Gewerbe, dessen mühsames Betreiben die wetterfesteste Haut erfordert: Um auf 8,50 Euro zu kommen, muss ein Leergutsammler 107 Bierflaschen aus Mülleimern klauben. Pro Stunde. Um ihm das zu garantieren, sollten seine Arbeitgeber, sollten wir, uns ehrlich ins Zeug legen. Zum Wohl! mha