Flackernder Protest

Klaus Joachim Herrmann über das scheinbare Ende der Hongkonger Proteste

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Einige Male bereits schien der in Hongkong lodernde Protest wieder zu verlöschen. Das ließe auch die jüngste Ankündigung der »Kapitulation« von drei Begründern der Occupy-Central-Bewegung erwarten. Doch der Ruf »Verräter« erscholl sofort. Nun droht sogar eine Radikalisierung. Auch vorher flackerte Widerstand gegen zentralistische Regeln der Pekinger Führung in der Sonderzone immer wieder auf. Damit wird künftig weiter zu rechnen sein.

Denn die Forderungen wurden nicht erfüllt. Die Pekinger Führung verweigert sich der Liberalisierung des Hongkonger Wahlrechts nach westlichem Beispiel und verweist auf demokratische Fortschritte, die unter der britischen Herrschaft jedenfalls nicht zu haben waren. Sie hält sich für großzügig und flexibel genug, wenn sie an der Formel »Ein Land, zwei Systeme« festhält. Damit seien alle recht gut gefahren, meinen nicht zuletzt viele Hongkonger. Sonst fände der Widerstand ganz andere Dimensionen.

In besonderer Weise ist das Riesenreich auf Stabilität bedacht und dient damit wahrlich nicht nur eigenen Interessen. Es bleibt in Sorge um allzu eifrige Nachahmer auf dem großen »Festland«, die nicht nur das haben wollen, was Hongkong schon hat. Sie könnten auch das einfordern, was die Demonstranten darüber hinaus durchzusetzen versuchen. Beides wird nicht ausbleiben. Peking wird also eine neue Formel suchen müssen.

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