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Probeliegen als Museumsschiff

In Rostock ist die schwedische Fähre »Trelleborg« bei Führungen zu besichtigen - der Reederei fehlen Passagiere

  • Thomas Schwandt, Rostock
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Reederei Stena Line ist auf der Linie Sassnitz - Trelleborg unter Druck geraten. Es gibt zu wenig Passagiere, zudem wird der Treibstoff teurer. Also wurde eine Fähre stillgelegt und für Werbung eingesetzt.

Das schwedische Fährschiff »Trelleborg« zählt nicht mehr zu den jüngsten seiner Gattung. Dennoch ist die 1982 in Dienst gestellte Eisenbahnfähre - noch - kein Museumsschiff. Wie sich dieses Schicksal jedoch anfühlt, erfährt die Besatzung der »Trelleborg« seit ein paar Wochen. Anfang Oktober hat die Fährreederei Stena Line die »Trelleborg« von der traditionsreichen Königslinie zwischen Sassnitz (Rügen) und dem südschwedischen Trelleborg abgezogen und in den Rostocker Stadthafen verlegt. Hier ergänzt das schneeweiße und haushohe Schiff nicht ganz freiwillig die maritime Silhouette der Hansestadt Rostock an der Haedge-Halbinsel. Dort wird die 170 Meter lange Stena-Fähre voraussichtlich bis Mai 2015 verbleiben. Eine auf neun Mitglieder reduzierte Wach-Crew hält das Schiff einsatzbereit.

Für ein wenig Abwechslung sorgen seit Mitte November regelmäßige Schiffsbesichtigungen. Diese wurden angeregt von der Seefahrtschule Hafen Rostock, die ihren Sitz unweit des Stadthafens hat. Stena Line nahm diese Idee auf. Dienstags und freitags werden jeweils ab 15 Uhr für maritim interessierte Besucher einstündige kostenpflichtige Führungen durch das Schiff organisiert. Beim Rundgang geht es auf die Auto- und Eisenbahndecks sowie auf die Kommandobrücke und hinunter in den Maschinenraum. Zu erfahren ist unter anderem, dass die »Trelleborg« zum Zeitpunkt, als sie auf der Königslinie erstmals auf Fahrt ging, die größte Eisenbahnfähre der Welt war. Stilvoll werden die Besucher mit einem Begrüßungsdrink an Bord willkommen geheißen.

Besatzung wie Reederei gehen davon aus, dass die Besichtigungspraxis temporär ist und das Fährschiff in absehbarer Zeit in den Liniendienst über die Ostsee zurückkehren kann. Wann und wie das erfolgen soll, das ist nach Angaben von Stena Line jedoch ungewiss. Die schwedische Fährreederei war auf der Route Sassnitz - Trelleborg, die gegenwärtig allein von dem Fährschiff »Sassnitz« bedient wird, nach den Sommermonaten unter Druck geraten. Neben einem seit Jahren rückläufigen Frachtaufkommen und saisonal begrenzten Passagierzahlen schlägt ab Jahresbeginn 2015 das dann auf der Ostsee geltende Schwefellimit von 0,1 Prozent im Schiffstreibstoff auf die Wirtschaftlichkeit des Fährbetriebs. Das alternativ verwendbare Marinedieselöl ist deutlich teurer als bisher eingesetztes Schweröl.

Nach Rostock, von wo Stena Line mit zwei anderen Fährschiffen ebenfalls Überfahrten nach Trelleborg anbietet, wurde die »Trelleborg« verlegt, weil hier im Vergleich mit anderen Häfen die günstigsten Konditionen für eine monatelange Liegezeit offeriert wurden, hieß es aus dem Unternehmen.

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