Es zwickt noch etwas im Knie

Skisprung-Olympiasiegerin Carina Vogt beim Weltcup

  • Erik Roos, Lillehammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Ihre Goldmedaille von Sotschi hat Carina Vogt in einer kleinen Schachtel verstaut, nur gute Freunde bekommen das Stück Sportgeschichte manchmal zu Gesicht. »Damit sie schön bleibt«, sagt die erste Olympiasiegerin des Skispringens, die den historischen Winter auch mental inzwischen zu den Akten gelegt hat: »Sotschi ist Vergangenheit. Jetzt beginnt ein neues Kapitel.«

Ein Kapitel, in dem Vogt gleich zwei große Ziele angeht: Den ersehnten ersten Weltcup-Sieg und die erste Einzel-Medaille bei einer WM. Chance Nummer eins bietet sich am Freitag, wenn in Lillehammer der Weltcup beginnt. »Ich weiß gar nicht richtig, wo ich stehe. Ich muss vor allem schauen, was mein Knie macht«, sagt Vogt.

Das Knie ist Vogts Dauerproblem. Wenn Bundestrainer Andreas Bauer über Vogts Operation im Frühjahr erzählt, klingt es wie aus einer Horror-Geschichte. »Ihre Patellasehne wurde von oben nach unten aufgeschnitten, auf die Seite geklappt und das Überbein abgehobelt«, sagt Bauer und weiß: »Gerade die Patellasehne braucht man beim Skispringen immer wieder, egal, ob bei der Anfahrt oder der Landung.«

Gut möglich also, dass Vogt in Lillehammer Vorsicht walten lässt, zuletzt zwickte es noch ein wenig. Zeit hat sie jedenfalls genug: Der Weltcup in Norwegen ist der einzige vor dem Jahreswechsel. Der oft zitierte Aufschwung des Frauen-Skispringens scheint ein wenig ins Stocken geraten zu sein. Statt 19 Wettbewerben wie im Olympiawinter gibt es nur noch 14. »Ein bisschen schade« findet Trainer Bauer das.

Auch Carina Vogt bekommt nur noch selten zu spüren, dass sie in Russland Geschichte geschrieben hat. »Direkt nach Olympia habe ich schon mehr Post bekommen. Zuletzt hat das aber wieder nachgelassen«, sagt die Bundespolizistin. Auf der Straße wird sie außerhalb ihrer Heimatstadt Degenfeld in Baden-Württemberg nur selten erkannt.

Richtig gelegen kommt Vogt der Rummel ohnehin nicht. »In diese Rolle muss sie noch ein wenig hineinwachsen«, sagt Bauer. Im jungen deutschen Team werde die Vorfliegerin aber zwangsläufig in Zukunft eine Führungsposition einnehmen. »Auch wenn sie als bodenständiges, normales Mädel das eigentlich gar nicht so möchte«, so der Bundestrainer.

Vogts größte Konkurrentin wird wohl wieder die 18 Jahre alte Japanerin Sara Takanashi, die in der vergangenen Saison unglaubliche 15 Siege holte und stets auf dem Podest stand - nur nicht in Sotschi. »Sara ist die Nummer eins«, sagt auch Vogt. Mit Spannung wird zudem das Comeback von Weltmeisterin Sarah Hendrickson (USA) erwartet, die fast den kompletten vergangenen Winter wegen einer Knieverletzung verpasst hatte.

Sara und Sarah ärgern, vor allem das will Carina Vogt in der neuen Saison. Und nach vier zweiten Plätzen endlich den ersten Weltcupsieg holen. »Ich habe die Ansprüche, in der Weltspitze mitzuspringen, ganz klar«, sagt Vogt: »Im Weltcup, aber natürlich auch im Februar bei der WM.« SID

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