nd-aktuell.de / 04.12.2014 / Berlin / Seite 12

Polizisten als Taschendiebe unterwegs

Beamte klären inkognito über Handtaschenraub auf

Ob auf dem Weihnachtsmarkt oder vor den Kaufhäusern am Alexanderplatz - überall, wo Gedränge herrscht, mischen sich seit Kurzem Polizisten in Zivil in die Menge. Sie wollen Taschendieben das Geschäft vermiesen, wie Jens Hartwich vom Landeskriminalamt (LKA) Berlin der Deutschen Presse-Agentur sagte. Dabei gehen die Ordnungshüter ganz ähnlich wie die Kriminellen vor: Sie gucken gezielt nach Menschen, die ihre Handtaschen offen herumtragen. Möglichst unbemerkt hinterlassen die Polizisten dann Aufkleber auf den Taschen. »Anschließend weisen sich die Kollegen als Polizisten aus«, sagte Hartwich. »Sie erklären dann, wie einfach man zum Opfer eines Taschendiebs hätte werden können und wie man sich davor schützen kann.«

Die Zahl der Taschendiebstähle stieg in Berlin 2013 laut Polizeistatistik um 15,7 Prozent. 20 800 Fälle wurden angezeigt. »Wir haben überlegt, wie wir die Menschen nachhaltiger aufklären können als bisher«, sagte Hartwich.

Auf die Idee mit den Aufklebern sei das LKA durch eine ähnliche Aktion in Warschau gekommen. Die Reaktionen von angesprochenen Menschen sei bisher durchweg positiv gewesen. Zehn Polizisten sind seit Mitte Oktober vier bis fünf Mal die Woche unterwegs. Die Aktion soll zunächst bis Mitte Dezember fortgeführt werden.

Zum Abschied gebe es von den Polizisten einen ausklappbaren Haken, der sich als Handtaschen-halter an Tischen befestigen lasse. Angst vor Flecken auf der Tasche müsse übrigens keine der Testpersonen haben, beruhigt Hartwich: »Die Aufkleber beschädigen nichts.« dpa/nd