nd-aktuell.de / 10.12.2014 / Kultur / Seite 12

Im Dunkeln ist gut Schunkeln

Es ist kein Geheimnis, dass man im Dunkeln nicht gut sehen kann. Interessanter ist da schon die Frage, wie sich die absolute Dunkelheit auf unser Gehör auswirkt. Sind die Ohren aufmerksamer, wenn kein Bild das Auge fesselt? Ist die Aufnahmefähigkeit des menschlichen Sinnesapparats gleichsam an eine Gesamtkapazität gebunden, die sich je nach inneren und äußeren Bedingungen auf die einzelnen Wahrnehmungsorgane verteilt? Mit ihrer abgeschlossenen Trilogie »Into The Dark« hat die Künstlerin Sabrina Hölzer Versuchsanordnungen geschaffen, die es den Konzertbesuchern ermöglichte, dies durch Erfahrungen am eigenen Leibe zu erkunden: In den Sendesälen des ehemaligen Funkhauses Nalepastraße choreografierte sie in den vergangenen Jahren die Aufführung musikalischer Werke im vollkommen lichtlosen Raum.

Die Fortführung des Experiments findet nun unter dem Titel »Now I Lay Me Down«, der einem Gedicht von E.E. Cummings entlehnt ist, erstmals im Haus der Berliner Festspiele statt. Auch Hölzers neues Stück entstand in Zusammenarbeit mit dem Solistenensemble Kaleidoskop, diesmal jedoch greift das dramaturgische Konzept nicht nur auf vorhandene Kompositionen zurück. Stattdessen verwendet Hölzer Musik von Johann Sebastian Bach, Samuel Barber, Benjamin Britten, George Crumb und ein hier uraufgeführtes Werk von Michael Rauter als Ausgangspunkte für eine improvisatorische Arbeit, die sich an den Gegebenheiten des Raums orientieren soll. Darüber hinaus ist der bildende Künstler Ladislav Zajac in die Arbeit einbezogen. Zu sehen sein wird dessen Anteil an der Aufführung vermutlich nicht. Aber zu hören. mha

Premiere am 11.12., weiter Aufführungen vom 12. bis zum 14.12, vom 8. bis zum 11. und vom 15. bis zum 18. Januar, jeweils 20 Uhr, im Haus der Berliner Festspiele, Kartentel.: (030) 25 48 91 00