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Historisches Quötchen

Künftig sollen 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten sitzen - in 100 Unternehmen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Jubel! Champagner! In den Büros von deutschen Managerinnen könnten am heutigen Donnerstag die Korken knallen. Denn für sie steigt die Wahrscheinlichkeit, in den Aufsichtsrat eines Unternehmens einzuziehen. 30 Prozent der Posten in den Kontrollgremien von Großunternehmen, die voll mitbestimmungspflichtig und in Deutschland börsennotiert sind, werden nach dem vorgesehenen Beschluss des Bundeskabinetts künftig für Frauen reserviert sein.

Ein riesiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Geschlechter - so könnte man meinen in Anbetracht der erbitterten Diskussionen, die dieser Entscheidung vorangingen, und dem jahrzehntelangen Gezerre um freiwillige Selbstverpflichtungen und »Flexiquoten«. Tatsächlich betrifft die Regelung lediglich rund 100 Unternehmen. Und bei den 30 Prozent werden auch Frauen mitgezählt, die von den Gewerkschaften in die Aufsichtsräte geschickt werden. Denen natürlich eine Quote auch nicht schaden kann. Außerdem haben sich die potenziellen weiblichen Aufsichtsratsmitglieder unter Umständen noch eine ganze Weile zu gedulden, denn die Quote muss zwar ab 2016 bedacht werden, allerdings erst bei der Neubesetzung der lukrativen Posten. Ströme von Champagner dürften also nicht gerade fließen.

Ohnehin können sich Millionen von Frauen in erbärmlich bezahlten Sozial-, Pflege- oder anderen Dienstleistungsjobs ohne Aufstiegsperspektive von der »historischen Entscheidung« (Justizminister Heiko Maas) nichts kaufen. Und bis sich der von Frauenministerin Manuela Schwesig ausgerufene »kulturelle Wandel« in der Arbeitswelt vollzogen hat, sind sie vermutlich längst von der wachsenden Gruppe derer, die trotz Arbeit arm sind, zu den von Altersarmut Betroffenen übergewechselt. rst Seite 2

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