Abbott lässt Pannen untersuchen

Fragen an den australischen Geheimdienst nach der Geiselnahme von Sydney

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Geiselnehmer von Sydney war gefährlicher als gedacht. Aber er lebte trotz Anklagen und trotz extremistischer Ansichten ziemlich unbehelligt. Ein Versagen, das nun untersucht werden soll.

Sydney. Australiens Regierungschef Tony Abbott hat nach dem Geiseldrama von Sydney Sicherheitspannen angeprangert und eine umfassende Untersuchung angeordnet. Der Täter Man Haron Monis (50) war durch Gewalt und extremistische Ansichten mehrfach aufgefallen. »Der Geheimdienst hat ihn auf dem Radar, und ich habe wirklich keine Ahnung, wie er da rausfallen konnte«, sagte Abbott am Mittwoch. Er erwarte Ergebnisse bis Ende Januar. Die zentralen Punkte der Untersuchung: Wieso besaß der Täter mit offen geäußerten radikal-islamischen Ansichten eine Waffe? Wieso ließ der Geheimdienst ASIO ihn nach der Verurteilung wegen Hassbriefen an Soldatenfamilien aus den Augen? Wieso war er auf freiem Fuß? Wieso bekam er Asyl, obwohl er in seiner Heimat Iran als Finanzbetrüger gesucht wurde? Wie konnte er jahrelang offenbar ohne Not von Sozialhilfe leben?

Monis hatte am Montag in Sydney ein Café überfallen und 17 Geiseln stundenlang in seiner Gewalt. Er stellte den Anschlag als Akt der Terrormiliz Islamischer Staat dar. Die Polizei stürmte das Gebäude nach 16 Stunden, als Schüsse fielen. Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass Monis den Manager des Cafés erschoss, als der ihm die Waffe entreißen wollte. Eine weitere Geisel und der Täter kamen dann bei der Erstürmung ums Leben. »Das System ist mit diesem Mann nicht richtig umgegangen«, räumte Abbott ein. »Die Tragödie dieser Gräueltat ist, dass zwei Menschen tot sind, dass Leute verletzt sind, dass andere traumatisiert sind, weil dieser Verrückte frei auf unseren Straßen rumlaufen konnte.« Iran warf der Regierung schwere Versäumnisse vor. Angesichts der kriminellen Vergangenheit des Geiselnehmers habe man die australischen Behörden mehrfach vor ihm gewarnt. Agenturen/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal