Psychisch krank und ohne Bleibe

Fachärzte halten die medizinische Versorgung Wohnungsloser für vollkommen unzureichend

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Psychische Erkrankungen sind offenbar ein Risikofaktor für den Verlust der Wohnung. Ein Symposium auf dem Berliner Psychiatriekongress beschäftigt sich kürzlich mit diesen vernachlässigten Patienten.

Der Anteil psychisch Kranker unter Wohnungslosen dürfte sehr hoch sein. Hans-Joachim Salize vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim zufolge sind über 80 Prozent der Betroffenen psychisch krank. Behandelt werden nur 46 Prozent von ihnen. Die meisten Wohnungslosen leiden unter Abhängigkeitserkrankungen, darauf folgen nach der Mannheimer Untersuchung Persönlichkeits-, Angst- sowie Belastungsstörungen. Ähnliche hohe Zahlen vermeldete in diesem Jahr eine Studie aus Zürich. Dort leiden 96 Prozent der Nutzer von städtischen Notschlafstellen unter psychischen Störungen, die übergroße Mehrzahl lebt mit einer Suchterkrankung.

Salize hat sich auch mit jenen beschäftigt, die von Wohnungslosigkeit noch nicht betroffen, aber bedroht sind. Von seinen Probanden waren 85 Prozent psychisch krank, 43 Prozent unbehandelt. Für die Untersuchung wurden Mitarbeiter in Jobcentern und Sozialämtern geschult, um unter den Kunden gefährdete ...


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