Ernährungssicherheit ist machbar

SAHAS Nepal unterstützt die Bergbewohner des asiatischen Landes bei der Umsetzung des Rechts auf Nahrung

  • Susanne Wienke
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Bergdistrikt Dailekh in Westnepal leben 98 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Trotzdem können die Menschen gerade mal den Bedarf an Nahrung für drei Monate im Jahr decken.

Nepal besteht zu etwa 77 Prozent aus Gebirgs- und Hügelgebieten. Obwohl dort Landwirtschaft nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist, lebt mehr als die Hälfte der 27 Millionen Einwohner in diesen Lagen. Am schlechtesten ist die Ernährungslage im Zentrum und im äußersten Westen. SAHAS Nepal, Projektpartner von SODI, trägt mit seinem Projekt zur Ernährungssicherheit von mehr als 8000 Menschen in dem westlichen Bergdistrikt Dailekh bei. Am Anfang steht dabei die Gründung von Selbsthilfegruppen in den Gemeinden. Ohne eine kritische und selbstbewusste Dorfbevölkerung, die gesellschaftliche Veränderungen anstößt, kann das Recht auf Nahrung nicht eingefordert und umgesetzt werden. Durch Schulungen in Projektplanung und Buchhaltung werden die Selbsthilfegruppen Schritt für Schritt institutionell aufgebaut, so dass sie auch nach der externen finanziellen Unterstützung selbstorganisiert Projekte in ihren Dörfern umsetzen und Unterstützung durch ihre lokalen Gemeindeverwaltungen einfordern können. Vor allem aber setzen sie sich mit gesellschaftlichen Strukturen auseinander, die ihnen bis jetzt bei der Erfüllung des Rechts auf Nahrung im Weg standen. Dazu zählt die Diskriminierung von Frauen beim Zugang zu Nahrung in der Familie. Genauso auch die weit verbreitete Gewalt gegen Frauen, welche diese einschüchtert und ihnen den Mut nimmt, sich für ihre Rechte einzusetzen.

Aber auch die Diskriminierung der Kaste der »Unberührbaren« (Dalits) erschwert es fast einem Viertel der Bevölkerung in Dailekh, das Recht auf Nahrung wahrzunehmen. Da sie im religiösen Verständnis als »unrein« gelten, wird ihnen oft der Zugang zu sauberem Trinkwasser verwehrt, was wiederum eine hygienische Zubereitung von Nahrung unmöglich macht und somit gefährliche Durchfallerkrankungen begünstigt.

In einem vorangegangenen Projekt haben mit Unterstützung von SAHAS Mitglieder einer Selbsthilfegruppe erreicht, dass die Gemeindeverwaltung die öffentliche Wasserleitung bis zu den Häusern der Dalits verlegt. Auch wurde auf Drängen einer Gruppe in einer Gemeindeverwaltung ein Fonds für HIV Infizierte eingerichtet, da diese zu den Menschen gehören, die von Nahrungsunsicherheit besonders betroffen sind, von staatlichen Programmen jedoch weitestgehend übersehen werden.

Das Projekt ist somit in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext zu sehen. Denn eine rein technische Herangehensweise an eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion wird ohne eine gleichzeitige Stärkung des Selbsthilfepotenzials der Dorfbevölkerung nicht langfristig dazu beitragen, dass das Recht auf angemessene Nahrung für alle Bevölkerungsgruppen realisiert werden kann. In Schulungen zum Anbau von einer größeren Vielfalt an Gemüsesorten, ökologischer Schädlingsbekämpfung und dem Anlegen von Hausgärten lernen die Menschen, den durch Überdüngung oder den Folgen des Klimawandels ausgelaugten Boden wieder zu rehabilitieren. Durch die Weiterverarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und durch den Bau von Erntespeichern reduzieren sie den Nachernteverlust. Die Selbsthilfegruppen sind jedoch die tragende Säule: Denn die Mitglieder geben nicht nur das Wissen weiter, sondern tragen dazu bei, dass eine grundlegende Voraussetzung für die Umsetzung des Rechts auf Nahrung mit Leben gefüllt wird, nämlich eine aktive Zivilgesellschaft.

Das Projekt wird unterstützt von dem Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Michaelis-Kirchengemeinde in Hamburg-Neugraben.

Die Autorin ist Programm-Managerin bei SODI.

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