Geister in London

Jonathan Stroud und drei besondere Kinder

  • Lilian-Astrid Geese
  • Lesedauer: 3 Min.

Es gibt Autoren, deren Website ich schon deshalb besuche, weil ich auf die Ankündigung eines neuen Buches warte. Jonathan Stroud gehört dazu. Seit seinen in vier Bänden erzählten Geschichten um den charmant-knarzigen Dschinn Bartimäus hat er einen festen Platz in meinem Jugendbücherregal. Und ich bin nicht sein einziger Fan. Die Romane des 1970 im englischen Bedford geborenen ehemaligen Lektors für Kindersachbücher sind weltweit Bestseller.

Mit seiner aktuellen Serie »Lockwood & Co«, in der nun mit »Der wispernde Schädel« Band 2 erschien, schreibt Stroud sich weiter in die gruselige und abenteuerliche Gespensterszene hinein. Wieder ist London der Schauplatz eines neuen Krimis, denn immer noch hat die quirlige Stadt ein »Problem«: Sie wird von Geistern heimgesucht. Trotz aller Bemühungen der »Behörde zur Erforschung und Bekämpfung übersinnlicher Phänomene« BEBÜP, trotz Sperrstunde vom Einbruch der Dämmerung bis zum Morgengrauen und empfohlenen Abwehrmitteln - Silber, Eisen, Salz, fließendes Wasser und Lavendel - verbreiten Schemen, Waberer, Brabbler, Bleiche Stinker und weitere Wesen aus der anderen Welt vom Typ Eins und die gefährlichen Wandler, Poltergeister, Kreischer und Blutrippen vom Typ Zwei Angst und Schrecken in der Nacht.

Die geisterbekämpfenden Agenturen, deren kleinste mit drei Agenten Lockwood & Co ist, haben alle Hände voll zu tun. Lucy, George und Tony Lookwood stehen vor einem besonders großen Problem: Es gilt, einen Grabraub aufzudecken und den wütenden (toten) Besitzer eines Spiegels, der angeblich den Blick in das Leben nach dem Tod erlaubt, unschädlich zu machen. Gleichzeitig wollen Lockwood und sein Team eine Wette gegen die Konkurrenten der großen Agentur Fittes gewinnen und beweisen, dass sie die Besten auf dem Markt sind. Überdies »lebt« und spricht in ihrem Haus der titelgebende »wispernde Schädel«, ein Geist vom Typ Drei, den zwar nur die »hörende« Lucy verstehen kann, der es aber dennoch schafft, die übersinnlichen jugendlichen Geisterjäger gegeneinander aufzuhetzen.

Auch in seinem jüngsten Roman erzählt Stroud unterhaltsam und spannend von Kindern, die über die Gabe verfügen, Gespenster zu sehen, zu hören oder zu fühlen, und sie, wenn sie den Menschen zu nahe kommen, für immer ins Jenseits zu befördern, damit sie dort wirklich ihre letzte Ruhe finden. Denn im Gegensatz zu den Erwachsenen haben die Kinder in Strouds Welt ihre Sinne noch nicht verloren. Was vordergründig didaktisch erscheint, verpackt der Autor ein weiteres Mal in eine mitreißende Story, die allen gefallen dürfte, die sich gern durch Fantasywelten lesen. Vielleicht spätabends bei Kerzenschein oder Taschenlampenlicht. Damit es richtig schön gruselt. Aber dann auf jeden Fall den Degen und das Lavendelsäckchen bereit halten!

Jonathan Stroud: Der wispernde Schädel. Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerhard Jung. cbj Verlag. 512 S., geb., 18,99 €.

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