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Hetze gegen Medien?

Netzwoche

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Vertrauen großer Teile der Bevölkerung in die Ukraine-Berichterstattung der deutschen Medien schwindet. Laut einer vom NDR-Medienmagazin »Zapp« in Auftrag gegebenen Umfrage haben lediglich 29 Prozent der Deutschen großes oder sehr großes Vertrauen in die Berichterstattung über den Konflikt. Im April 2012 betrug dieser Anteil noch 40 Prozent.

In dieser Entwicklung offenbart sich nicht nur eine zunehmende Distanz zwischen Medienmachern und dem Publikum, das eben nicht mehr nur als passiver Part wahrgenommen werden will. Für viele stehen die Medien (allen voran die Öffentlich-Rechtlichen und jene der großen Verlage) gemeinsam mit der Politik auf der anderen Seite der Barrikade. Dass lässt sich an den Äußerungen der islamfeindlichen Pegida-Bewegung ebenso ablesen wie an denen der Friedenswinter- und Mahnwachenaktivisten. Es geht - grob gesagt - vielen um das Gegensatzpaar aus »Die-da-Oben« und »Die-da-Unten«.

In dieser Wahrnehmung zählt Christian Nitsche, zweiter Chefredakteur von ARD-Aktuell, zu »Denen-da-Oben«. In einem Beitrag auf blog.tagesschau.de versucht er die Motive der Kritiker zu ergründen. Viele Bürger seien über die eigene Zukunft verunsichert, schreibt er, und würden sich daher Gruppierungen öffnen, »die Entlastung anbieten, vermeintlich Sicherheit verheißen, einfache Antworten geben und Schuld zuweisen. (...) Es beunruhigt, dass es immer mehr Menschen gibt, die von der Politik nichts mehr erwarten und Politiker verachten. Ein Versuch, den etablierten Qualitätsmedien in Deutschland eine gemeinschaftliche Strategie zur Manipulation der öffentlichen Meinung zu unterstellen, wäre früher als abstruse Verschwörungstheorie abgetan worden. Doch auf dem Nährboden der Angst vor einem neuen Kalten Krieg gedeiht die Hetze gegen Journalisten. Viele kritische Mails, die Medien erreichen, sind entfesselt aggressiv, durchsetzt von Pauschalurteilen.« Eine »offenbar angstgesteuerte Wahrnehmung« blende aus, »dass eine Kampagne gegen ›die Medien‹ läuft. Das Ziel der Kampagne ist nicht die Stärkung der Demokratie, sie soll vielmehr zu einer Abkehr von Sendern und Zeitungen führen. Im Ergebnis schwächt dies die Demokratie.«

Die Antworten der so Kritisierten fielen entsprechend aus. Ein User, der sich nach dem früheren Pariser Stadtschloss der französischen Herrscher benannt hat, das während des Aufstands der Pariser Kommune 1871 in Brand gesteckt wurde - Palais des Tuileries -, entgegnete im Tagesschau-Blog: »Zahlreiche Medien - die Tagesschau inbegriffen - stellen nicht dar, ›was ist‹, sondern ›was sein soll‹.« Als Beispiel nannte er die Meldung, dass EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sich »entschlossen gegen Steuervermeidung einsetzen will«. Eine Meldung, die vollkommen wertlos und manipulierend sei, wenn sie nicht durch die Information ergänzt werde, »dass Juncker erstens ein pathologischer Lügner ist und zweitens er seine gesamte politische Laufbahn über am Gegenteil gearbeitet hat.«

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