nd-aktuell.de / 20.12.2014 / Kultur / Seite 9

Leuchtturm des Wissens

Neues Museum in Lyon

Ralf Klingsieck, Paris

Lyon bekommt ein neues und spektakuläres Museum, das an diesem Wochenende offiziell eingeweiht wird. Die Höhe der Baukosten, die ursprünglich auf 61 Millionen Euro veranschlagt wurden und sich letztlich auf 328 Millionen Euro belaufen, dürfte zur Folge haben, dass es sich hier wohl um den für viele Jahre letzten Museumsneubau in Frankreich handeln dürfte. Benannt ist das Confluences-Museum nach dem Zusammenfluss von Rhône und Saône, der im Süden von Lyon eine 150 Hektar große Halbinsel bildet. Die war jahrzehntelang eine Schmuddelecke der Metropole am Fuße der Alpen. Seit dem Krieg und bis in die 1980er Jahre wurden die Fabriken und Lagerhallen, die sich einst hier befanden, nach und nach geschlossen. Doch mit der Verknappung von Baugrund im Stadtgebiet wurde diese Industriebrache interessant für Immobilienfirmen und die Urbanisten der Stadtverwaltung. Seit den 1990er Jahren wurden auf der Confluences-Halbinsel ganze Straßenzüge renoviert und neu bebaut.

Den Höhepunkt dieser Rückgewinnung eines ganzen Stadtviertels bildet zweifellos das Museum, das wie ein Leuchtturm auf der Spitze der Halbinsel die von Süden kommenden Autofahrer am Stadtrand von Lyon begrüßt. Der Entwurf des 180 Meter langen, 90 Meter breiten und 37 Meter hohen Hauses stammt von dem Wiener Architektenbüro Coop Himmelb(l)au. Dadurch, dass das Museum nach seinem Standort benannt ist, konnte man das Problem umschiffen, dass es keiner Gattung zuzuordnen ist, denn es ist mehr als das Naturgeschichtliche Museum von Lyon, das 2007 geschlossen wurde und aus dem ein großer Teil der Exponate stammt. Die Gestalter dieses neuen und in Europa einzigartigen Museums haben sich das Ziel gestellt, sowohl die Entstehung der Erde und die Entwicklung von Flora und Fauna bis hin zum Menschen darzustellen als auch das Wechselverhältnis zwischen Natur und Menschen. Entsprechend reicht die Palette der insgesamt 2,2 Millionen Ausstellungsstücke, von denen allerdings immer nur ein Teil gezeigt werden kann, von einem 640 Kilogramm schweren Meteoriten und einem 14 Meter langen Saurierskelett über zahllose Tier- und Planzenpräparate bis zu Kultgegenständen von Südseevölkern und einem Teilchenbeschleuniger der 1950er Jahre.

Die erste temporäre Ausstellung, die bis Mitte 2015 zu sehen sein wird, ist Emile Guimet gewidmet, der von 1836 bis 1918 gelebt hat und aus einer reichen Lyoner Industrieellenfamilie stammt. Er verwendete einen großen Teil seines Vermögens darauf, Forschungsreisen zu unternehmen und dabei archäologische und naturgeschichtliche Funde oder Kult- und Kunstgegenstände der Urvölker anzukaufen. Mit diesen Sammlungen stattete er zwei von ihm gegründete und finanzierte Museen aus, das Naturgeschichtliche Museum in Lyon und das Museum für Asiatische Kunst in Paris, das heute noch besteht.