Falscher Pegida-Demonstrant

  • Lesedauer: 2 Min.

In Görlitz entpuppt sich ein Hoffnungsträger als Rassist, in Dresden ein Pegida-Demonstrant als Reporter von RTL. Für einen Beitrag des NDR-Magazins »Panorama« haben Journalisten Demo-Teilnehmer vom 15. Dezember ausführlich zu Wort kommen lassen. Sie erhielten Statements wie: »Ich bin nicht dafür, dass hier der Islam eingeführt wird als Staatsreligion« oder »Die bringen Bazillen und Krankheiten mit, und wir müssen’s dann ausbaden«. Um dem Vorwurf entgegenzutreten, die Aussagen der Befragten seien sinnentstellend geschnitten worden, veröffentlichte der Sender außerdem das vollständige Rohmaterial im Internet.

Ihr Bemühen um seriöse Berichterstattung wurde nun ausgerechnet von einem Kollegen torpediert: Die »Panorama«-Redaktion musste nämlich nachtragen, dass es sich bei einem der Befragten um einen Reporter von RTL handelte, der verdeckt recherchiert habe. Im Interview äußerte dieser beispielsweise Sorgen bezüglich der Zahl der Türken im Straßenbild. »Ich finde, wir müssen aufpassen, dass Deutschland Deutschland bleibt«, sagte er auch. Erst im Nachhinein habe der Mann sich bei der Redaktion gemeldet und »beteuert, dass er eigentlich anderer Ansicht sei und dass diese Aussagen nicht seiner Meinung entsprächen«, teilt »Panorama« mit. Auf ihrer Homepage kommentierte die Redaktion den Vorfall mit den Worten: »Was das sollte, wissen wir nicht. Aber eines ist für uns klar: Das geht gar nicht.« Der Journalist, der früher auch für den NDR tätig gewesen sein soll, habe der Glaubwürdigkeit von Journalisten einen Bärendienst erwiesen. Denn damit gebe man denen ein gutes Argument, die immer »Lügenpresse« rufen. Das »Panorama«-Team wollte mit seinem Vorgehen gerade diesen Stimmen den Wind aus den Segeln nehmen. »Nun wird das durch einen RTL-Reporter in Frage gestellt, auch wenn es nur um ein Statement von vielen geht. Wie dämlich.«

Das fand auch RTL und hat den Kollegen, der seit zwei Jahren für das Landesstudio Ost arbeitete, entlassen, berichtete FAZ.net am Sonntag. In einer Mitteilung hatte sich der Sender zuvor distanziert. Der Reporter habe drei Möglichkeiten gehabt: »Nichts sagen, sich als Kollege outen - oder in der gespielten Rolle eines Pegida-Anhängers verbleiben.« Leider habe er dann Möglichkeit drei, »die eindeutig falsche Entscheidung«, gewählt, so der Sender. nd

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