Dümmer geht’s nicht

Renommiertes Medizinjournal überraschte vor Weihnachten seine Leser

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.
Das »British Medical Journal« gehört zu den ältesten und wichtigsten Medizinzeitschriften der Welt. Lediglich in der Weihnachtszeit finden darin auch eher skurrile Seiten wissenschaftlicher Forschung Platz.

Was manche Feministin vielleicht im Stillen gedacht hat, wurde jetzt wissenschaftlich erhärtet: Dummheit ist unter Männern viel weiter verbreitet als unter Frauen. Zum Beleg führen britische Forscher die Preisträger des sogenannten Darwin Award an, der seit 1994 an Personen vergeben wird, »die den menschlichen Genpool verbessern, indem sie sich selbst daraus entfernen«. Man könnte es auch einfacher ausdrücken: Die zumeist postum ernannten Preisträger haben sich auf besonders dämliche Weise selbst eliminiert.

So gehörte zu den Nominierten ein Dieb, der ein Stahlseil aus einem Aufzugsschacht stehlen wollte. Leider dachte er beim Abmontieren nicht daran, dass er selbst noch im Lift stand und rauschte mit dem Gefährt in die Tiefe. In einem anderen Fall hatte ein Terrorist eine Briefbombe mit zu geringem Porto verschickt. Folglich bekam er den Brief zurück und - öffnete ihn. Warum er dies tat, werden wir niemals erfahren.

John Dudley Isaacs vom Institute of Cellular Medicine in Newcastle hat zusammen mit drei Kollegen alle Personen, die zwischen 1995 und 2014 für den Darwin Award nominiert worden waren, noch einmal aufgelistet. Dabei ergab sich eine erhebliche Schieflage zwischen den Geschlechtern. In Zahlen: 332 Personen wurden nominiert, darunter waren 282 Männer und 36 Frauen. Die restlichen 14 Nominierungen gingen an Paare, die ihrer besonderen sexuellen Abenteuerlust zum Opfer fielen.

Über all das berichten die Forscher in der Weihnachtsausgabe des »British Medical Journal« (BMJ), die sich traditionell Problemen widmet, die auf den ersten Blick kurios anmuten. Dennoch müssen auch die Autoren solcher Beiträge die üblichen Vorgaben für wissenschaftliche Studien einhalten und ihre Artikel begutachten lassen. Allein mit ihren aus den Daten abgeleiteten Schlüssen schießen sie mitunter übers Ziel hinaus, was jedoch nicht jedem sofort auffällt. Tatsächlich haben manche Journalisten dieses Spiel nicht durchschaut und die ganze Untersuchung für bare Münze genommen, auch in Deutschland.

Und das, obwohl Isaacs und seine Kollegen schreiben, ihre Studie stütze die »Male Idiot Theory«, die »Theorie vom männlichen Idioten«, die der US-Cartoonist John McPherson erfunden hat. Eine Vielzahl von männlichen Todesfällen gehe darauf zurück, meint dieser, dass Männer schlicht Idioten seien und idiotische Dinge täten. Letzteres, heißt es in der Studie, könne aber auch durch andere Faktoren ausgelöst werden, zum Beispiel durch Alkohol. So erhielten drei Männer den Darwin Award, weil sie in einer Art Russisch Roulette abwechselnd Schnaps getrunken und dann die Funktion einer Landmine getestet hatten. In einem Punkt darf man den britischen Forschern sicherlich beipflichten: Männer, die bereit sind, solch hohe Risiken einzugehen, wollen damit entweder ihren Ruf als Mann festigen oder einfach nur angeben.

In der Weihnachtsausgabe des »British Medical Journal« finden sich indes noch weitere ausgefallene Beiträge. So wird etwa untersucht, warum in Wartezimmern von Ärzten immer nur alte Magazine herumliegen. Außerdem gehen Forscher der Frage nach, welche Musik Chirurgen bei der Arbeit bevorzugen. Die von ihnen erstellte Hitliste macht eines deutlich: Nomen est omen. Denn besonderer Beliebtheit im OP erfreuen sich Songs wie »Stayin' Alive« (Am Leben bleiben) von den Bee Gees, »Comfortably Numb« (Angenehm betäubt) von Pink Floyd und »Wake Me Up Before You Go-Go« (Weck mich auf, bevor du gehst) von Wham. Daneben gibt es jedoch auch Titel, von denen Chirurgen tunlichst die Finger lassen. Dazu gehören »Everybody Hurts« (Jeder leidet) von R.E.M., »Scar Tissue« (Narbengewebe) von den Red Hot Chili Peppers und natürlich der Queen-Song »Another One Bites the Dust«. Das heißt übersetzt: Noch einer beißt ins Gras.

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