Konzerne unter Kuratel

Südafrikas Staatsunternehmen sind in Schieflage

  • Armin Osmanovic, Johannesburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Die wichtigsten öffentlichen Dienstleister Südafrikas stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Die Regierung versucht nun, die Sanierung in die Hand zu nehmen.

Südafrikas nationale Fluggesellschaft South African Airways (SAA), Mitglied der von Lufthansa mitbegründeten Star Alliance, hat wegen ihres großen finanziellen Defizits bislang keine geprüften Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Viele Strecken von Afrikas größter Airline sind defizitär, etwa die Flugverbindung nach Peking, die wegen politischer Verbindungen zum BRICS-Partner China dennoch aufrechterhalten wird. Zudem ist die Flugzeugflotte von SAA teilweise veraltet, sodass hohe Kerosinkosten anfallen. Und Billigfluggesellschaften machen den heimischen Markt streitig.

Die Finanzen der Post Office SA sind ebenfalls desolat, nachdem die Zustellung in den vergangenen Jahren immer wieder für Wochen durch Streiks lahmgelegt wurde, zuletzt ganze vier Monate in Folge. Die Angestellten kämpfen für höhere Löhne und gegen die vielen befristeten Arbeitsverträge. Zahlreiche Unternehmen, aber auch private Kunden haben sich ganz von der Staatspost verabschiedet und versenden ihre Pakete nunmehr mit privaten Zustellern wie TNT, DHL oder UPS.

Strommonopolist ESKOM wiederum kann die Versorgung des Landes nicht mehr sicherstellen. Gewerbliche und Privatkunden klagen heftig über die häufiger werdenden Stromausfälle. Unternehmen haben mit Produktionsausfällen zu kämpfen, geplante Investitionen werden aufgeschoben und das in einem Land mit mehr als 30 Prozent Arbeitslosigkeit. ESKOM hat versprochen, wenigstens über Weihnachten auf Abschaltungen zu verzichten. Die Probleme sind auf mangelhafte Wartung der Kraftwerke zurückzuführen - erst kürzlich musste eine Anlage teilweise abgeschaltet werden, weil ein Kohlesilo zusammenbrach. Auch wurde der Bau neuer Kraftwerke nicht rechtzeitig begonnen.

Nach einem Sturm von Protesten und Häme hat die ANC-Regierung von Jacob Zuma jetzt endlich gehandelt. Alle drei Staatsunternehmen wurden unter direkte Aufsicht von Vizepräsident Cyril Ramaphosa gestellt. Der Ex-Boss der Bergbaugewerkschaft und frühere Geschäftsmann soll die Sanierung so schnell wie möglich voranbringen. Die Fluggesellschaft SAA, die mit Nico Bezuidenhout einen neuen Chef erhalten hat, der in 90 Tagen das Ruder rumreißen will, wurde sogar unter Aufsicht des Finanzministeriums gestellt.

Das Ministerium für staatliche Unternehmen hat offenbar versagt. Der bis Mai 2014 zuständige Minister Malusi Gigaba, heute Innenminister, galt als Nachwuchshoffnung des ANC. Offenbar gibt es jetzt interne Kritik wegen der desolaten Verhältnisse bei den Staatsunternehmen. Aber auch für Ramaphosa geht es um viel. Er will 2017 Zuma beerben und ANC-Präsident werden. Die neue Rolle als Sanierer könnte ihn in das Amt bringen - oder aber die Karriere kosten.

Zumindest bei ESKOM sieht es nach Entspannung aus. 2015 sollen zwei neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen. Auch kommt Entlastung von den Unternehmen und privaten Haushalten selbst, da diese immer mehr die Stromversorgung in die eigene Hand nehmen: Der Verkauf von Solaranlagen boomt im Land. Für Strom aus erneuerbaren Energien gibt es in Kapstadt eine Einspeisevergütung nach deutschem Vorbild, in Johannesburg wird darüber nachgedacht.

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