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Frei und glücklich werden

Emmanuel Mbolela erzählt die Geschichte seiner Flucht nach Europa. Sein Buch ist weit mehr als ein Reisebericht.

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Gehen oder bleiben - um frei und glücklich zu werden? Diese Frage musste Emmanuel Mbolela im Jahr 2002 für sich beantworten. Eine richtige Wahl hatte er da aber schon nicht mehr. Als politischer Aktivist geriet er ins Visier der Behörden. Er setzte sich seit seiner Jugend dafür ein, dass sein Heimatland, die »Demokratische Republik Kongo«, tatsächlich einmal ein Staat wird, dessen Ordnung auf Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit basiert. Nach einer Gefangennahme, deren gewalttätige Details Mbolela nur andeutet, war der Ökonom, wie er in seiner Autobiografie »Mein Weg vom Kongo nach Europa« erzählt, gezwungen, ins Exil zu gehen, »um der Barbarei und dem Tod zu entkommen«.

Als Mbolela seine Heimat, seine Familie und Freunde verließ, wusste er nicht, wohin. Zunächst verschlug es ihn in Afrika von Land zu Land: Kongo-Brazzaville, Kamerun, Mali, Algerien, Marokko, um nur einige zu nennen. Die Kapitel zu den Stationen geben einen Einblick in den Alltag Tausender Flüchtlinge, die versuchen, sich irgendwie gen Norden durchzuschlagen. Es sind Geschichten von Abschiebungen, Missbrauch durch Schlepper und Leben im Ghetto.

Erst in Marokko konnte sich Mbolela dauerhaft niederlassen. Hier wurde er als Flüchtling anerkannt, doch ein »normales« Leben blieb ihm weiter verwehrt - ohne regulären Aufenthaltsstatus keine Arbeit. Die Benachteiligung und Kriminalisierung von Flüchtlingen akzeptierte er nicht. So gründete der junge Mann zusammen mit einigen Landsleuten »Die Vereinigung der kongolesischen Flüchtlinge und Asylbewerber« (ARCOM).

Nach vier Jahren in Marokko erhielt Mbolela schließlich 2008 Asyl in den Niederlanden, wo er bis heute lebt. Er sei hin- und hergerissen gewesen zwischen der Solidarität mit ARCOM und seinen Freunden und der Freude über den positiven Bescheid, berichtet Mbolela.

Sein Buch ist ein durch und durch politisches, nicht nur weil sich Mbolela selbst engagiert. Der in Wien lebende Übersetzer des Buches, Dieter Alexander Behr, arbeitet mit dem Autor im Netzwerk Afrique Europe Interact. Und schließlich hat Jean Ziegler das Buch mit einem Vorwort gewürdigt, in dem er klarstellt, dass für viele Menschen Flucht heute Notwehr darstellt.

Nach der Lektüre dieses in Österreich sehr erfolgreichen Buches kann der Leser gut verstehen, warum so viele Menschen aus zerfallenen Staaten nach Europa kommen und viele mehr es gern würden. Aber wer Mbolela in seiner Erzählung folgt, erkennt auch, dass Ausbeutung, Gefahr und Kummer in Europa keineswegs verschwunden sind.

Emmanuel Mbolela: Mein Weg vom Kongo nach Europa. Zwischen Widerstand, Flucht und Exil. Mandelbaum, 220 S., br., 14,90 €.

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