Ingo Steuer: »Ich will jetzt nach vorne schauen«

Der Eiskunstlauftrainer ist zum fünften Mal Trainer des Jahres. Zu seinem einstigen Erfolgspaar hat er derzeit keinen Kontakt

  • Lesedauer: 3 Min.

Herr Steuer, unsere Leser haben Sie zum fünften Mal zum Trainer des Jahres gewählt. Herzlichen Glückwunsch!

Was? Das ist ja wirklich unglaublich, vielen Dank, ich freue mich sehr darüber.

Wenn Sie auf das Jahr 2014 zurück schauen: Was bleibt?

Es war ja ein Schlüsseljahr für Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy, die unbedingt Olympiagold gewinnen wollten. Dem hatten wir alles untergeordnet, doch es hat leider nicht geklappt. Wenigstens gab es den fünften WM-Titel und einen Eintrag in die Geschichtsbücher: Robin und Aljona haben es bei acht Weltmeisterschaften in Folge aufs Treppchen geschafft. Das gab’s noch nie. Für mich selbst war schön, dass mein Buch »Eiszeiten« so gut verkauft wurde, dass bereits eine zweite Auflage gedruckt wurde.

Wie hoch war die erste Auflage?

Ach, das müssen Sie meinen Verlag fragen. Aber allgemein habe ich viel Zuspruch für das Buch bekommen.

Ich erreiche Sie telefonisch gerade am Flughafen, von wo sind Sie nach Deutschland angereist?

Ich komme aus den USA, aus Coral Springs in Florida, ich will bis zum neuen Jahr in Sachsen bei Freunden und Familie sein.

Was haben Sie in den USA getan?

Ich arbeite derzeit dort und betreue drei Paare.

Welche?

Das US-Paar Haven Denney und Brandon Frazier und zwei südkoreanische Paare, die bis zu den Olympischen Spielen 2018 an die Weltspitze herangebracht werden sollen.

Mit welchen Aussichten werden Ihre Athleten bei Olympia 2018 an den Start gehen?

Also Denney/Frazier, die von einem Trainerteam betreut werden, haben gerade beim Grand Prix »Skate America« in Chicago den zweiten Platz belegt. So etwas hat sieben Jahre lang kein US-Paar mehr geschafft. Bei den koreanischen Paaren muss man abwarten, da ist der Abstand zur Spitze sicherlich sehr groß. Da fange ich praktisch bei Null an. Noch dazu ist ein riesiger Leistungssprung an der Weltspitze im Paarlauf zu verzeichnen. Es wird also nicht leicht für mich. Aber ich selbst habe ja schon so viele Erfolge als Trainer gehabt, dass ich eigentlich niemandem mehr etwas beweisen muss.

Wie ist denn Ihr Kontakt zu Aljona Sawtschenko, die jetzt ohne Sie in Oberstdorf trainiert. Gibt es noch eine Option, dass Sie vielleicht Aljona und ihren neuen Partner Bruno Massot trainieren?

Nein. Ich habe keinerlei Kontakt zu ihr. Da hat sich viel hinter meinem Rücken abgespielt. Und die Deutsche Eislauf-Union (DEU) hat dabei keine gute Rolle gespielt, sondern die Sportler gegen mich ausgespielt. Nachdem die DEU den Wechsel nach Oberstdorf einfädelt hatte, um mich auszubooten, habe ich vom Verband auch nie wieder etwas gehört.

Was trauen Sie deutschen Paarläufern in Zukunft zu?

Leider nicht viel. Auch was ich jetzt so von Aljona und Bruno mitbekomme, sagt mir, dass die beiden keine großen Chancen haben werden.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wo würden sie am liebsten arbeiten?

Natürlich am liebsten in Chemnitz, wo meine Wurzeln sind. Ich würde gerne die Sportler teilweise hier und teilweise im Ausland betreuen. Doch auch mein Job in den USA gefällt mir gut. Da gibt es Sportler, die froh sind, dass sie mich als Trainer haben. Anfang des Jahres 2015 werde ich erst einmal für zwei Monate nach Südkorea fliegen, um dort meine zwei Paare zu coachen. Und dann sehe ich weiter. Ich will jetzt nach vorne schauen.

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