Massaker im Nordosten von Indien: 77 Tote

Tausende nach Eskalation von Gewalt auf der Flucht

  • Lesedauer: 2 Min.

Delhi. Tausende sind im Nordosten Indiens auf der Flucht, nachdem bei einem Gewaltausbruch zwischen verschiedenen Stammesvölkern mindestens 77 Menschen ums Leben kamen. Mehr als 14 000 Menschen drängten sich in Zufluchtsorten wie Schulen, Gemeindezentren und Kirchen, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Die meisten Opfer seien Frauen und Kinder. Die indische Regierung schickte Tausende Sicherheitskräfte in die Region an der Grenze zum abgeschiedenen Himalaja-Königreich Bhutan.

Das Massaker begann laut Polizei am Dienstag im Bundesstaat Assam, als Mitglieder einer militanten Gruppe in Armeeuniformen und mit automatischen Waffen in mehrere Dörfer stürmten. Demnach schossen sie wahllos auf die Bewohner in den Strohhütten und töteten 65 Menschen. Bei Racheakten wurden mindestens neun Menschen getötet. Nach den Attacken versammelten sich trotz einer Ausgangssperre Hunderte Menschen zu Protesten. Drei Personen starben, als die Polizei auf Demonstranten schoss.

Die ersten Angriffe seien von einer Splittergruppe der Nationalen Demokratische Front von Bodoland geführt worden, sagte L. R. Bishnoi, Polizei-Generalinspekteur der Region. Die Gruppe kämpft für mehr Autonomie für ihr Stammesvolk. Sie lehnt Friedensgespräche ab, die einige Bodo-Gruppen derzeit mit der Regierung führen.

Im Nordosten von Indien - zwischen Bangladesch und Myanmar, nur durch einen dünnen Streifen mit dem Rest des Landes verbunden - leben zahlreiche verschiedene indigene Gruppen. Radikale Bodos greifen dort immer wieder Angehörige anderer Stämme und Religionen an, die sie als Außenstehende betrachten. Meistens geht es dabei um Landrechte. In den vergangenen Jahrzehnten starben dabei Tausende Menschen. dpa/nd

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