Kampfpilot in der Gewalt der Dschihadisten

Jordanisches Kampfflugzeug stürzte über Syrien ab / Terrormiliz IS nahm den Piloten als Geisel

  • Lesedauer: 3 Min.
War es ein Abschuss? Oder ein technischer Defekt? Der Absturz eines jordanischen Jets über Syrien gibt Rätsel auf. Der Pilot befindet sich in der Hand der Terrormiliz IS.

Washington. Die Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) hat erstmals einen Kampfjetpiloten der USA-geführten Koalition in ihre Gewalt gebracht. Ein jordanisches Kampfflugzeug vom Typ F-16 sei in Syrien abgestürzt und der Pilot von IS-Extremisten gefangen genommen worden, teilte das US-Zentralkommando CENTCOM mit. »Die Beweise besagen eindeutig, dass IS das Flugzeug nicht abgeschossen hat, wie die Terrorgruppe behauptet«, heißt es in der Erklärung.

Wie es zu dem Absturz kam, erklärte CENTCOM-Chef General Lloyd Austin in seiner Mitteilung jedoch nicht. Es ist äußerst selten, dass Austin persönlich Stellung bezieht. Es war der erste Absturz seit Beginn des USA-geführten Luftkriegs Anfang August, an dem sich Jordanien und weitere arabische Staaten beteiligen.

Der jordanische Pilot überlebte den Absturz über der nordsyrischen Stadt Al-Rakka. Die Stadt ist eine Hochburg der radikalislamischen Terrororganisation. Das jordanische Parlament drohte dem IS mit »schweren Konsequenzen«, falls dem Mann etwas zustoßen sollte, berichtete die »New York Times«.

Die IS-Miliz veröffentlichte im Kurzmitteilungsdienst Twitter ein Foto des Dienstausweises ihrer Geisel. Demnach handelt es sich bei dem jordanischen Piloten um einen 26-jährigen Oberleutnant. Auch Fotos der von mehreren IS-Kämpfern umringten Geisel lud die Miliz im Internet hoch.

Die Familie des Piloten flehte den IS nach einem CNN-Bericht um dessen Freilassung an. Sein Bruder sagte, der 26-Jährige trage einen Koran bei sich und solle im Sinne islamischer Tradition als Gast des IS bezeichnet werden und nicht als Geisel.

Unterdessen haben sich in der zwischen verschiedenen Rebellengruppen und der syrischen Regierung umkämpften Stadt Aleppo mehrere Kampfgruppen unter einem gemeinsamen Kommando vereint. Insgesamt fünf Milizen würden ab sofort die Dschabhat al-Schamia (Syrien-Front) bilden, verkündeten Vertreter der Gruppen in einer im Internet veröffentlichten Videobotschaft. Die zunehmend zwischen dem syrischen Militär und der Terrormiliz IS zerriebenen Rebellen wollen so ein neues Gegengewicht bilden.

Das nordsyrische Aleppo ist einer der härtesten Schauplätze im knapp vier Jahre dauernden syrischen Bürgerkrieg. Das Regime des Präsidenten Baschar al-Assad hält große Teile der Stadt im Südwesten, der IS kontrolliert den Nordosten. Dazwischen befinden sich moderate wie islamistische Rebellengruppen, deren einzige Nachschubroute eine nach Norden führende Straße zwischen den Fronten ist.

Die Regimegegner hatten erst im vergangenen Februar ein gemeinsames Militärkommando gegründet. Vertreten sind dort unter anderem Bataillone der Freien Syrischen Armee FSA, der Islamische Front und der Al Qaida nahestehenden Al-Nusra-Front. Berichten zufolge funktioniert die Zusammenarbeit jedoch nicht mehr gut.

Das neue Bündnis setzt sich aus vornehmlich islamistischen Gruppen wie der Islamischen Front oder der »Armee der Mudschaheddin« zusammen. Der IS und die Al-Nusra-Front sind laut dem Video nicht Teil des Zusammenschlusses, auch die FSA spielt keine Rolle.

Das Regime hatte am Donnerstag den von der IS kontrollierten Norden Aleppos in sechs Luftangriffen bombardiert. Es soll bis zu 100 Tote gegeben haben. Agenturen/nd

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