nd-aktuell.de / 29.12.2014 / Politik / Seite 13

Die Daten sind sicher - sagt das Landesamt

Wie der Mikrozensus in Bayern organisiert wird

München. Wie viele eheliche Kinder leben im Freistaat? Wie viele Bayern wohnen zur Miete? Wie viele haben einen Migrationshintergrund? Um solche statistischen Fragen zu beantworten, gibt es den Mikrozensus. Ein Prozent der deutschen Haushalte ist jedes Jahr dazu verpflichtet. Der Mikrozensus soll zwischen den großen Volkszählungen wie zuletzt 2011 aktuelles Zahlenmaterial liefern. Doch viele Menschen haben Probleme mit der Verpflichtung zur detaillierten Auskunft.

Insgesamt müssen in Bayern 60 000 Haushalte mit 125 000 Personen vier Jahre lang einmal im Jahr Auskunft geben. Alljährlich wird ein Viertel der Teilnehmer durch neue ersetzt, erläutert Gunnar Loibl, Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Statistik. Die Ergebnisse werden im Auftrag des Statistischen Bundesamtes von den Ländern erhoben und nach Ablauf des Jahres in Berichten und Pressemeldungen herausgegeben. Behörden und Regierungsbeamte nutzen die Zahlen als Planungsgrundlage für wirtschaftliche und sozialstaatliche Ausgaben wie etwa für den Wohnungsbau.

Davor steht jedoch die Befragungsarbeit, die überwiegend Laien-Interviewer übernehmen. Sie müssen an einer Schulung teilnehmen und eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, bevor sie gegen eine Aufwandsentschädigung die Teilnehmer befragen. Einer von rund 200 Interviewern in Bayern ist Günter Arnsteiner, selbstständiger Unternehmensberater im Vorrentenalter. Er sucht an zwei bis drei Abenden pro Woche Haushalte im Raum München auf und trägt ihre Auskünfte auf seinem Laptop in die elektronischen Fragebögen ein.

Auf 64 Seiten werden neben Geschlecht, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit und Familienstand unter anderem der Bildungsstand, die genaue Art der Erwerbstätigkeit und die Wohnverhältnisse erfragt. Um eine Rückverfolgung der befragten Personen auszuschließen, werden Name, Anschrift und Telefonnummer vor der Auswertung von den statistisch relevanten Angaben abgetrennt. Dadurch sei die Privatsphäre der Teilnehmer auch vor möglichen Hacker-Angriffen auf die Server des Landesamtes geschützt, betont die Behörde.

Zwar ist die Stichprobe von einem Prozent zu klein für eine regionalisierte Auswertung. Doch für die Interviewer zeichnet sich schnell ein Bild ihres Einsatzgebietes ab. »Ich frage mich inzwischen: Wo ist das reiche München?«, sagt Arnsteiner. »Die Einkommensspitze ist klein, sehr klein.« Das mache sich vor allem am Ende der Befragung bemerkbar, wenn die Daten vom Programm auf Plausibilität geprüft werden. »Wenn die Miete mehr als die Hälfte des monatlichen Einkommens beträgt, schlägt eine Klingel an. Die hört man oft.«

Wer nicht will, dass ein Interviewer ins Haus kommt, kann auch per Telefon oder Briefbogen Auskunft geben. Teilnehmen müssen die ausgewählten Haushalte aber in jedem Fall: Verweigern Menschen die Auskunft, droht ihnen in Bayern nach mehreren Mahnungen ein Bußgeld von 250 Euro pro Jahr. Wer mitmachen muss, entscheidet ein »mathematisch-statistisches Zufallsverfahren«, wie es beim Landesamt heißt. Dadurch sei eine Übertragung der Stichprobenergebnisse auf die gesamte Bevölkerung möglich.

Laut Arnsteiner sind die meisten Teilnehmer zwar kooperativ, »eine gewisse Beharrlichkeit« braucht er dennoch: »Vor allem Studenten sind sehr kritisch und informieren sich vorher ganz genau, ob sie wirklich zur Teilnahme verpflichtet sind«, sagt Arnsteiner. dpa/nd