Tango versus Freudenode

Statt Beethovens Neunter »Tango Argentino« zum Jahresausklang im Berliner Schillertheater

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Seit 150 Jahren umarmt ihre singende Natur die Menschen, und die Menschen erwidern die Umarmung. Kein lieber Gottvater in unserem Herzen, kein Kaiser noch Tribun, der, ist ihm diese Musik einmal nahe gerückt, das »Alle Menschen werden Brüder« nicht schätzte und verehrte. Seit 150 Jahren ergreift der Schluss-Satz der Neunten die Seelen der Herrschenden wie der Beherrschten, der Sieger wie der Besiegten. Überhört scheinen dabei die besseren Sätze des Werkes davor.

Aber die Verteilung der Brüderlichkeit ist gelinde gesagt ungleichmäßig. Niemand bedürfte ihrer mehr als der arme, ausgeplünderte, freudlose Teil der Menschen, der sich immer mehr auswächst. Trotzdem, die Neunte mit Schillers Ode »An die Freude« ist ein weltumspannendes, universales Wunder. Die moderne Zivilisation schuf sich mit ihr die Botschaft aller heiligen Botschaften, etwas, das den irdischen Horizont sprengt und nur den idealischen Göttern der alten und der neuen Zeit ge...


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