Werbung

Kritik an Russen

Wladimir Kaminer

  • Lesedauer: 2 Min.

Der deutsch-russische Schriftsteller Wladimir Kaminer (»Russendisko«) geht mit seinen russischen Landsleuten wegen ihrer Zustimmung zur Politik Wladimir Putins hart ins Gericht. »Ich habe gedacht, dass die Vergangenheit, die Sowjetunion, jetzt abgearbeitet ist und dass die Menschen in meiner Heimat bereit sind für ein neues Leben«, sagte Kaminer dem Evangelischen Pressedienst. »Aber anscheinend haben sie die vergangenen zwei Jahrzehnte verplempert.«

Mit den reichlich sprudelnden Öleinnahmen sei das russische Volk zwar ziemlich gut über die Jahre gekommen. »Aber wie die Erfahrung zeigt: Auf Dauer geht das nicht«, sagte Kaminer. Ein Land brauche ein Projekt, und das funktioniere nur mit den anderen zusammen. »Aber wenn man keinen anderen hat, dann muss man, wie jetzt geschehen, den nordkoreanischen Diktator einladen, als vielleicht den einzigen Menschen auf der Welt, der diese russische Führung versteht. Das ist tragisch und komisch zugleich. Eigentlich der richtige Stoff für meine Geschichten«, so der 47-jährige Autor.

Für ihn sei sein Umzug 1990 aus der Sowjetunion in die DDR Teil der großen Geschichte gewesen, sagte Kaminer weiter. »Die Welt veränderte sich in meinen Augen, es ging in Richtung einer Welt ohne Grenzen, wo jeder hinfahren und arbeiten darf, wo er will.« Er habe die ganzen 20 Jahre in der Überzeugung gelebt, dass sich seine Heimat - vielleicht mit kleinen Schritten - auch auf dem Weg zur europäischen Einigung befinde. »Insofern war dieses Jahr auch ein großer Rückschlag für mich, wo plötzlich mein Land wie eine durchgeknallte Ziege von diesem Weg abgebogen und in den Wald gelaufen ist. Aber ich glaube, sie kommen zurück!«

Die Abkürzung durch den Wald hätten im vergangenen Jahrhundert auch schon andere europäische Länder gesucht. »Und heute kann man getrost sagen, bei beiden Abkürzungen, dem linken und dem rechten Projekt, hat es nicht geklappt.« epd/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal