Bekenntnis zum Anschlag in Istanbul

Linksradikale DHKP-C hinter Selbstmordattentat?

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Eine linksradikale Untergrundorganisation hat sich zum Selbstmordanschlag in einem Touristenviertel Istanbuls bekannt. Die verbotene Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) teilte am Mittwoch mit, eines ihrer Mitglieder habe am Dienstag den Angriff auf eine Polizeiwache in der türkischen Metropole verübt. Dort hatte sich eine Frau gesprengt und einen Polizisten mit in den Tod gerissen.

Die Selbstmordattentäterin namens Elif Sultan Kalsen gab sich nach Behördenangaben als Touristin aus und erklärte den Polizisten im Stadtteil Sultanahmet auf Englisch, ihr Portemonnaie verloren zu haben. Dann zündete sie ihren Sprengsatz. In Sultanahmet im europäischen Teil Istanbuls liegen die Hagia Sophia und die Blaue Moschee.

Die DHKP-C rechtfertigte demnach die Tat ihrer »Märtyrerkämpferin« auf ihrer Internetseite als Aktion gegen die konservativ-islamische Regierung. Die Online-Ausgabe der türkischen Zeitung »Radikal« berichtete derweil, hinter dem Angriff stehe die Dschihadisten-Organisation »Islamischer Staat« (IS).

Die DHKP-C bezog sich laut Internet außerdem auf den Tod von Berkin Elvan. »Nichts ist geschehen, um Berkin Gerechtigkeit widerfahren zu lassen«, hieß es. Der Junge war während der Gezi-Proteste auf dem Weg zum Bäcker von einer Tränengaskartusche der Polizei am Kopf getroffen worden und nach mehreren Monaten im Koma im März 2014 gestorben. Die Proteste gegen den damaligen Regierungs- und heutigen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatten sich Mai/Juni 2013 an Plänen entzündet, den Gezi-Park im Zentrum Istanbuls zu bebauen.

Erst am Neujahrstag hatte ein Mann zwei Granaten auf Polizisten geworfen, die vor dem ehemaligen Sultanspalast Dolmabahçe in Istanbul Wache hielten. Die Granaten explodierten jedoch nicht, niemand wurde verletzt. Der Mann wurde sofort festgenommen. Auch zu diesem Anschlagsversuch in der Nähe der Büros von Regierungschef Ahmet Davutoglu bekannte sich die DHKP-C. Von der Türkei, der Europäischen Union und den USA wird sie als Terrororganisation eingestuft. AFP/nd

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