Warum Blankenese auf Schutt steht

Bildband zeigt das Werden der Unterelbe-Landschaft

  • Britta Warda, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Entstehung der Flusslandschaft zwischen Hamburg und der Elbmündung ist Thema eines opulenten Bildbandes mit kleinen Schönheitsfehlern, der unlängst erschien. Der Geologe, Historiker und Ethnologe Dirk Meier schildert akribisch genau die Entwicklung vom eiszeitlichen Urstromtal mit Marschen und Mooren bis zur heutigen Kulturlandschaft. Entstanden ist ein wissenschaftliches Werk mit Quellenangaben und Literaturverzeichnis. Das Buch ist eine spannende Lektüre für Fachleute, aber auch für konzentriert lesende Laien.

Die Elbe hat ihren ungefähren heutigen Verlauf nach der Saale-Eiszeit angenommen - sie begann etwa vor 300 000 Jahren und endete vor 130 000 Jahren. Damals schoben sich riesige Gletscher von Skandinavien nach Süden und hinterließen ungeheure Gesteinsschuttmengen, die heute die flache Landschaft des Unterelberaums an den Rändern begrenzen. Der 74,7 Meter hohe Süllberg in Blankenese gehört erdgeschichtlich beispielsweise zu den Altmoränen, die aus den mitgeführten Schuttmassen der Saale-Eiszeit bestehen.

Es ist allerdings nicht immer ganz leicht, den fachlichen Ausführungen des Autors zu folgen. So braucht es Konzentration und eine gute Vorstellungskraft, um die geologischen Ereignisse nachvollziehen zu können. Hilfreich ist dabei das umfangreiche Karten- und Bildmaterial, das der Autor zum Teil selbst bearbeitet hat. So lässt sich anhand einer wiederkehrenden Kartenreihe ablesen, wo sich zu welcher Zeit unterschiedliche Landschaftstypen, Siedlungen und Gräber befanden, und an welchen Orten archäologische Fundstücke zu Tage traten.

Weitere Grafiken zeigen die Entwicklung der Flora und Fauna und setzen die klimatischen Entwicklungen in Beziehung zu den vorherrschenden Jäger- und Sammlerkulturen. Fotos von Modellen aus dem Helms-Museum veranschaulichen die Jagdlager unserer Vorfahren. So finden sich während der wärmeren Phasen der Saale-Eiszeit Knochen von Mammut, Wollnashorn und Wildpferd. Später, als das Eis verschwunden war, beherrschten die Rentierjäger die Szenerie.

Die technische Entwicklung der Region beginnt ab dem frühen Mittelalter. Damals wurde die Unterelbe zum Verkehrsweg für den fränkisch-friesischen Fernhandel, der im 7. Jahrhundert erstmals den Nordseeraum nutzte. Die Entwicklung des Hamburger Hafens hat ihren Ursprung im 9. Jahrhundert. Als Keimzelle gilt ein Anlandeplatz an einem Mündungsarm der Bille in die Alster. Der stetig wachsende Hafen wurde im Laufe der Jahrhunderte zum Tor zur Welt. Weitere Kapitel widmen sich Sturmfluten, Deichbau und Seeraub.

Leider finden sich in dem wunderschön bebilderten Werk zahlreiche Flüchtigkeitsfehler - sogar in den Überschriften -, die vermuten lassen, dass der Verlag am Lektorat gespart hat. Ansonsten ist das Buch absolut empfehlenswert.

Dirk Meier, Die Unterelbe: Vom Urstromtal bis zur Elbvertiefung, Boyens Verlag, Heide 2014, 215 Seiten, 29,95 Euro

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