»Völlige Ignoranz«

Empörung über Bayern-Dialekt in »Tannbach«-Serie

  • Lesedauer: 2 Min.

Nürnberg. Die Wahl des oberbayerischen Dialekts im ZDF-Dreiteiler »Tannbach« über das Nachkriegsschicksal des fränkischen Dorfs Mödlareuth hat auf Twitter einen Proteststurm ausgelöst. »Der bayrische Dialekt in ›Tannbach‹ zeugt von völliger Ignoranz. In dieser Gegend sprechen die Menschen fränkisch und das klingt ganz anders«, twitterte ein TV-Zuschauer.

»Dem Dialekt nach müsste ›Tannbach‹ eher Miesbach heißen«, kommentierte ein anderer per Kurznachrichtendienst. »Der oberbayerische Dialekt passt extrem gut zum ehemaligen Grenzverlauf, der ja bekanntlich hinter Bad Tölz war«, lautet ein weiterer, ironisch gehaltener Kommentar. Manche machten aber auch klar, dass ihnen trotz des »falschen Dialekts« der Dreiteiler gut gefallen habe. Die Tageszeitung »Der Fränkische Tag« sprach von einem »Dialekt-Debakel«: Tannbach sei einfach nach Oberbayern verpflanzt worden, »zumindest wenn man von dem im Film gesprochenen Dialekt ausgeht«, kommentierte eine Redakteurin. Dass das geografisch und geschichtlich keinen Sinn mache, spiele für die Filmemacher wohl keine Rolle, kritisierte sie.

Ausgesprochen verärgert zeigt sich der »Fränkische Bund«. Der Mitbegründer des fränkischen Interessensverbandes, Joachim Kalb, sprach von einer »Dreistigkeit« des ZDF, »den Seppldialekt im fränkischen Mödlareuth erklingen zu lassen«. »Es war richtig krass, weil ja ansonsten jeder Besenstil und jeder Grashalm detailgetreu und präzise der Zeit entsprechend dargestellt wurde«, beklagte Kalb. Eine ZDF-Sprecherin sagte am Donnerstag, die Filmemacher hätten im Vorfeld die Dialektfrage eingehend erörtert. »Es sollte auf jeden Fall eine ländliche Dialektfärbung sein«, sagte sie. Auch sollte der Dialekt von möglichst vielen TV-Zuschauern verstanden werden. Zudem stehe das in dem ZDF-Dreiteiler vorgestellte Dorf stellvertretend für alle anderen früheren Orte entlang der Grenze. »Und auch in Mödlareuth hat es vor 70 Jahren noch andere Dialektfärbungen gegeben«, gab die Sprecherin zu bedenken. dpa/nd

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