nd-aktuell.de / 09.01.2015 / Politik / Seite 3

Dänische Vorboten

Bengt Arvidsson, Stockholm
Auch die dänische Zeitung »Jyllands-Posten« wurde nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen 2006 bedroht. Jetzt werden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Der Anschlag auf die Redaktion von »Charlie Hebdo« lässt in Dänemark böse Erinnerungen an die dortige Mohammed-Karikaturenkrise erwachen. Im Herbst 2005 hatte die konservative Tageszeitung »Jyllands-Posten« unter dem Titel »Das Gesicht Mohammeds« zwölf Karikaturen des Propheten veröffentlicht. Nun erhöhte sie die Sicherheitsvorkehrungen. Ministerpräsidentin Helle Thorning Schmidt nannte die Ereignisse in Paris einen »Angriff auf die Meinungsfreiheit« und äußerte ihr Bedauern.

Der damalige Regierungschef Anders Fogh Rasmussen hatte sich zunächst geweigert, wegen der Mohammed-Karikaturen eine Entschuldigung an die islamische Welt auszusprechen und verwies auf die Pressfreiheit. »Die Publikation der Zeichnungen war ein Test, inwieweit die Angst vor muslimischen Vergeltungsaktionen begonnen hat, die Meinungsfreiheit in Dänemark einzuschränken«, hatte die Redaktion damals geschrieben.

Doch Anfang 2006 explodierte die Stimmung. Zunächst im Gazastreifen und dann in vielen anderen Ländern skandierten Muslime »Krieg gegen Dänemark« und »Tod den Dänen«. Dänische Vertretungen wurden angegriffen sowie Warenboykotts ausgesprochen und gegen die 500 Mann starke dänische Truppe in Irak wurde eine Fatwa verhängt, was einem Todesurteil gleichkommt.

Das Hauptgebäude der Zeitung in Aarhus wurde in einen Hochsicherheitstrakt umgewandelt. Wie sich später zeigte, war das eine gute Idee. Das Büro in Kopenhagen entging Ende 2010 nur knapp einem Anschlag. Der dänische Geheimdienst PET nahm mehrere verdächtige Islamisten fest. »Nach unserer Überzeugung wollten sie so viele der dort arbeitenden Menschen wie möglich töten«, sagte der dänische Geheimdienstchef Jakob Scharf damals. Die Verdächtigen waren angeblich keine Amateure.

Im Oktober 2009 hatten US-Geheimdienste bereits einen noch viel weiter gehenden Attentatsplan enthüllt. Mit einem Lastwagen voll Bomben wollten demnach Fanatiker die Aarhuser Zentrale von »Jyllands-Posten« sprengen.

Im Mai 2010 entging der bekannteste Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard nur knapp einem Mordanschlag durch einen somalischen Extremisten. Westergaard konnte sich in sein von der Polizei in einen Schuss- und einbruchsicheren Panikraum umgebautes Badezimmer retten und die Polizei alarmieren. Er hatte den Propheten Mohammed mit einem Turban gezeichnet, auf dem eine Bombe zu sehen war.