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Schäfer rüsten auf gegen Wölfe

  • Grit Büttner, Vielank
  • Lesedauer: 2 Min.
Dank des milden Wetters grasen in Norddeutschland Schafe. Sogar junge Lämmer sind in den Herden zu beobachten. Doch Schäfer haben Angst vor dem Wolf.

Der Himmel ist trüb und grau, an der Elbe stehen einige hundert Mutterschafe und ihre frisch geborenen Lämmer im Regen. Schäfermeister Siegmar Wendelberger aus Vielank im Süden Mecklenburgs hat dieser Tage schlaflose Nächte. Nicht wegen der Jungtiere, sondern wegen einer neuen Bedrohung aus der Natur für seine Herden, wie er sagt.

Der Wolf hat sich nach über hundert Jahren bundesweit wieder in freier Wildbahn eingelebt. Und die wachsenden Rudel entdecken zunehmend auch Nutzvieh als Nahrungsgrundlage, wie Jürgen Lückhoff, Vorsitzender des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes, erklärt.

»Deutschland hat den Wolf zurück, das müssen wir akzeptieren«, sagt Wendelberger. Bundesweit leben inzwischen über 30 Wolfsrudel in freier Natur, vor allem in Sachsen und Brandenburg sowie zwei Rudel in Mecklenburg-Vorpommern mit zusammen neun Jungwölfen - in der Lübtheener Heide an der Elbe sowie am Stettiner Haff nahe der polnischen Grenze.

Schäfer Wendelberger hat nichts gegen den Wolf an sich. Doch in Nachbarschaft seiner Schafe mag er das Raubtier nicht sehen, räumt er ein. Seit 25 Jahren bewirtschaftet er in der sensiblen Elbniederung mit mehr als eintausend Fleischschafen 230 Hektar Wiesen, davon 120 Hektar Deiche. 2006 schlug ein freilebender Wolf, der aus dem Osten eingewandert war, zum ersten Mal zu im Land und riss einige Schafe auf den Elbweiden.

Wendelberger verlor bis heute mehr als 40 Muttertiere an die Wölfe, schildert er. Der finanzielle Schaden summiere sich inklusive der ausgebliebenen Lämmer auf mehr als 20 000 Euro. Insgesamt wurden in Mecklenburg-Vorpommern nach Verbandsangaben seit 2007 bei mindestens 24 Wolfsattacken mehr als 130 Tiere getötet und 40 verletzt. Opfer waren fast immer Schafe, aber auch Ziegen, Kälber, junge Rehe oder Hirsche wurden im Norden schon gerissen, schildert Lückhoff.

Gegen drohende Wolfsangriffe auf ihre Herden rüsten die Schafhalter nun auf. Mit zusätzlichen Schutzhunden und über einen Meter hohen Elektrozäunen wehren sich vor allem die 60 Berufsschäfer im Nordosten gegen zunehmende Attacken des wieder angesiedelten Raubtieres, wie der Verbandschef erklärt.

Siegmar Wendelberger hat nicht nur 1500 Meter Elektrozäune für seine Weiden gekauft, sondern auch lebendige Wächter. Zu seinen sieben Hütehunden hinzu schaffte er sich sechs speziell ausgebildete Herdenschutzhunde an.

Die »Kaukasischen Schäferhunde« und »Pyrenäenhunde« seien bereits als Welpen zwischen Schafen geboren und aufgewachsen und würden deshalb besonders auf ihre Schützlinge Acht geben, erklärt er. »Die Hunde halten die Herde vom Zaun weg und bellen jeden Fremden in die Flucht, der sich den Tieren nur nähert.« dpa/nd

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