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Tim Tscharnke unterbricht die Tour de Norway

Zweiter Weltcupsieg des Thüringers auf der Tour de Ski / Gesamtsiege an Norwegen durch Martin Johnsrud Sundby und Marit Björgen

  • Christoph Leuchtenberg, Val di Fiemme
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Thüringer Tim Tscharnke schrieb auf der vorletzten Etappe der Tour de Ski in Val di Fiemme ein Wintermärchen mit seinem Weltcupsieg. Ansonsten dominierte Norwegens Läufergarde.

Mit seinem Sensationssieg auf der vorletzten Etappe der Tour de Ski hat der zuvor viel gescholtene Tim Tscharnke die deutschen Skilangläufer eindrucksvoll aus der Krise geführt. Für Tscharnke war es der zweite Weltcupsieg seiner Karriere nach dem Erfolg im Dezember 2012 im kanadischen Canmore. Damals war aber ein Großteil der Weltelite nicht am Start.

»Wahnsinnskompliment an Tim. Wir haben gezeigt, dass wir noch leben«, sagte Bundestrainer Frank Ullrich nach dem Coup des 25-jährigen Thüringers am vorletzten Tourtag in Val di Fiemme (Italien). Dass Tscharnke auf dem Schlussanstieg am Sonntag noch auf Platz 21 des Gesamtklassements zurückfiel, war nicht mehr als eine Randnotiz.

Bester Deutscher in der Endabrechnung nach dem brutalen, bis zu 28 Prozent steilen Anstieg auf die Alpe Cermis war Jonas Dobler (Traunstein) auf Platz 17. Der Norweger Martin Johnsrud Sundby wiederholte souverän seinen Vorjahressieg und lag letztlich 34,5 Sekunden vor seinem Landsmann Petter Northug, der als Führender in den Schlussabschnitt gegangen war. Dritter wurde der Russe Jewgeni Below (+51,1).

Bei den Frauen krönte »Königin Marit« die norwegischen Festspiele mit ihrem ersten Gesamtsieg - und dem größten Vorsprung der Tour-Historie. Superstar Björgen ließ keine Zweifel an ihrer Vormachtstellung aufkommen. Die zwölfmalige Weltmeisterin fuhr den letzten noch in ihrer Vita fehlenden großen Titel ein.

Dabei sorgte die 34-Jährige für zwei Superlative: Als erste gewann sie bei einer Tour sechs Etappen. Die 1:39,2 Minuten, die sie letztlich vor Vorjahressiegerin und Landsfrau Therese Johaug lag, sind ebenfalls eine neue Bestmarke. 2011 hatte sich Rekordsiegerin Justyna Kowalczyk (Polen) mit 1:21,5 Minuten Vorsprung auf Johaug durchgesetzt.

Im Ziel schob Björgen dennoch kopfschüttelnd Frust - satte 1:11,1 Minuten hatte sie auf dem Schlussanstieg gegenüber »Kronprinzessin« Johaug eingebüßt, quasi eine Majestätsbeleidigung. Johaug kletterte zum fünften Mal in Folge als Schnellste die Alpe Cermis herauf.

Für ein starkes Gesamtergebnis sorgten die deutschen Frauen. Nicole Fessel (Oberstdorf) wurde 8:55,8 Minuten hinter Björgen Siebente, besser in der Tour-Historie schnitten als Sechste nur Claudia Nystad (2007/08) und Katrin Zeller (2011/12 und 2012/13) ab. Denise Herrmann (Oberwiesenthal) wurde Achte (+9:35,1).

Die beiden Top-Ten-Ergebnisse traten aber angesichts von Tscharnkes Traumlauf im Klassik-Massenstart über 15 km in den Hintergrund. Bange zwei Minuten musste der völlig ausgepumpte Thüringer aus Biberau auf die große Videowand im Langlaufstadion am Lago di Tesero starren, dann blitzte die Sensation auf: Im Foto-Finish lag Tscharnke eine Schuhlänge vor dem Kasachen Alexej Poltoranin. Thomas Bing (Dermbach) sorgte als Sechster ebenfalls für ein Spitzenergebnis.

Gut fünf Wochen vor den WM in Falun haben sich die zuvor oftmals enttäuschenden DSV-Männer damit eindrucksvoll zurückgemeldet. »Heute hat alles gepasst. Tim hat sich immer im Schlagbereich aufgehalten, ist sehr mutig gelaufen. Auch Thomas hat sich bravourös präsentiert«, strahlte Bundestrainer Frank Ullrich.

»Es war ein richtiges Gemetzel, wir haben uns aus allem rausgehalten, und dann habe ich ihn mir auf der Zielgeraden zurechtgelegt«, meinte Tscharnke. Er und Bing sind damit die ersten beiden DSV-Läufer, die die Qualifikation für die WM in Falun (18. Februar bis 1. März) geschafft haben. SID/nd

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