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Die Jugend geht weg

Zwar gibt es Arbeit auch in der Heimat, doch anderswo wird sie besser bezahlt

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Mehr Menschen siedeln sich wieder im Land Brandenburg an, aber der Wegzug der Jugend vollzieht sich praktisch weiter ungebremst.

Während zwischen 2006 und 2009 mehr Menschen das Land Brandenburg verlassen haben - in der Regel auf der Suche nach einem Arbeitsplatz, hat sich dieser Trend seither umgekehrt. Seit 2010 zogen mehr Menschen nach Brandenburg als abwanderten. 2010 betrug der Zugewinn noch 624 Menschen. Das Plus stieg bis 2013 deutlich auf 10 636 an wie das Sozialministerium mitteilte.

Allerdings zeige sich ein sehr differenziertes Bild, wenn man die einzelnen Regionen miteinander vergleicht. Der Landkreis Oberhavel kann auf 1545 zusätzliche Einwohner verweisen, die Landeshauptstadt Potsdam auf einen Zuwachs von 1523 Bürgern und der Kreis Oder-Spree sogar auf einen Zuzugsüberschuss von 3092. Dagegen wiesen die Landkreise Elbe-Elster (minus 533), Spree-Neiße (minus 420) und Uckermark (minus 464) die höchsten negativen Wandersaldi aus.

»Für die künftige Bevölkerungsentwicklung und für die Fachkräftesicherung besonders problematisch ist die Abwanderung junger Menschen aus Brandenburg«, heißt es weiter in der Mitteilung des Sozialministeriums, das seit einigen Wochen von Diana Golze (LINKE) geführt wird.

Im Jahr 2013 haben 26 078 Menschen zwischen 18 und 30 Jahren Brandenburg verlassen, und 22 531 zogen zu. Aufgerechnet ergibt sich ein Verlust von 3547. Das ist zwar weniger gravierend als 2008, als das Minus noch rund 12 000 ausmachte, doch: »Der Fortzugsüberschuss junger Menschen ist immer noch auf einem hohen Niveau.« Geringer fällt der Wegzug auch deshalb an, weil erstens schon sehr viele junge Menschen das Bundesland auf der Suche nach einem Studienplatz oder einem Arbeitsplatz verlassen haben und zweitens durch den Geburtenrückgang viel weniger Menschen in dieser Altersgruppe vorhanden sind, die wegziehen könnten.

Ein Großteil der Fortzüge ist auf die Abwanderung nach Berlin zurückzuführen. Im vergangenen Jahr zogen 10 409 junge Brandenburger nach Berlin, 7203 Menschen gleichen Alters verließen Berlin und suchten sich einen Wohnort in Brandenburg. Damit beträgt die Wanderungsbilanz für Brandenburg hier minus 3206. »Der Wanderungssaldo in andere Regionen außer Berlin war nur leicht negativ (minus 341)«, heißt es. Beim Zuzug aus dem Ausland ist ein Überschuss von 2501 zu verzeichnen. »Es kamen aus dem Ausland 6532 junge Menschen nach Brandenburg, aber es gingen nur 4031 junge Brandenburger ins Ausland.« Seit der Jahrtausendwende lag die Zahl der Auswander immer unter 10 000, davor allerdings seit dem 1992 immer darüber. 1993 siedelten 22 443 Brandenburger ins Ausland über. Insgesamt geht die Einwohnerzahl zurück. 1990 gab es mehr als 2,6 Millionen Einwohner, jetzt sind es noch 2,4 Millionen. 2009 verließen 9746 Brandenburger ihre Heimat Richtung Ausland oder in unbekannte Richtung.

Zwar ist die Zahl der 15- bis 25-jährigen Arbeitslosen extrem gesunken (im Vergleich zu November 2013 fiel sie um noch einmal 2544 auf 6670), und auch Ausbildungsplätze sind inzwischen in Brandenburg viel leichter zu finden als in den 1990er Jahren. Doch die Bezahlung ist im Westen besser. Darum zieht es viele junge Leute weiter dorthin.

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