Ein Radweg zu Ehren des Malers

»125 Jahre Inspiration«: In Frankreich, Belgien und der Niederlande wird dem 125. Todestag von Vincent van Gogh gedacht

  • Kerstin Schweighöfer
  • Lesedauer: 3 Min.

Vincent van Gogh hat ein Bild sprechen lassen. »Pa und Mam haben mich genauso gerne wieder bei sich aufgenommen wie einen räudigen Hund. Einen großen wilden Hund, der mit seinen nassen Pfoten alles dreckig macht.« Diese Worte schrieb er an seinen Bruder Theo, nachdem er im Dezember 1883 wieder bei seinen Eltern Zuflucht gesucht hatte. Er kam aus dem Osten der Niederlande, aus Drenthe, wo er eigentlich Landschaften hatte malen wollen. Doch stattdessen wurde er krank. Ratlos und ohne einen Cent klopfte er am Pfarrhaus seiner Eltern an, die inzwischen in Nuenen bei Eindhoven wohnten. Der Ort freut sich nun über viele Besucher, den 2015 wird der 125. Todestag des Malers begangen.

»Aardappeleter-dorp« wird der kleine Ort auch genannt. Denn dort malte Vincent van Gogh die »Kartoffelesser«, eines seiner berühmtesten Gemälde. »23 Monate ist er in Nuenen geblieben, so lange wie nirgendwo sonst im Laufe seines Lebens«, erzählt Hans Keijzer, der Besucher aus aller Welt auf einem speziellen Van-Gogh-Spaziergang durch Nuenen führt. Gut 20 000 sind es jedes Jahr: »Und 2015 werden es noch mehr werden.«

Das Gedenkjahr erinnert unter dem Motto »125 Jahre Inspiration« mit Lesungen und Filmen, Manifestationen und Sonderausstellungen an den Todestag. In den Niederlanden natürlich, wo der Maler 1853 geboren wurde. In St. Rémy, Arles und Auvers sur Oise, wo er 1890 starb. Aber auch in Mons in Belgien, wo ab Ende Januar die Schau »Van Gogh im Borinage« zu sehen ist, benannt nach der gleichnamigen Bergbauregion, die als van Goghs künstlerische Geburtsstätte gilt: Als Prediger hatte er sich 1879 in dieses Gebiet begeben, um seine eigentliche Bestimmung zu entdecken: die Malerei.

Den größten Programmanteil aber bestreiten die Niederländer: Das Kröller-Müller Museum bei Arnheim ehrt den Maler mit einer Ausstellung über seine Zeitgenossen. Und das Amsterdamer Van-Gogh-Museum konfrontiert ihn Ende September erstmals mit seinem norwegischen Kollegen Edvard Munch. Weil die beiden als Säulen der modernen Kunst gelten, sagt Museumsdirektor Axel Rüger: »Wir wollen die Parallelen und Unterschiede in ihrer Entwicklung aufzeigen«. »Munch hat deutlich angegeben, dass auch van Gogh eine Inspirationsquelle für ihn war.« Wieder zu Kräften kommt der müde Besucher bei speziellen Van-Gogh-Menus. Restaurants im ganzen Land bieten sie an, angefangen bei seinem Geburtsort Zundert an der belgischen Grenze bis hin nach Nuenen.

Die Van-Gogh-Spaziergänge, auf denen sich dieses Dorf erkunden lässt, führen zu der kleinen Kirche, in der sein Vater predigte, und dem Friedhof, auf dem der Vater begraben liegt. Zum Pfarrhaus, in dem Vincent van Gogh mit seinen Eltern lebte, dem Atelier, das er sich mieten konnte, und zur Post, wo er fast täglich Briefe an seinen Bruder Theo abgab. Fast 140 hat er in den knapp zwei Jahren in Nuenen geschrieben - und mehr als 500 Werke geschaffen, »gut ein Viertel seines gesamten Werkes!«, so Stadtführer Keijzer voller Stolz.

In Nuenen führen Wander- und Radtouren zu den Orten, wo Vincent van Gogh einst seine Staffelei aufstellte. Rechtzeitig zum Gedenkjahr kann der Ort zudem mit einer Attraktion ganz besonderer Art aufwarten: dem Van-Gogh-Radweg, ein Werk des Niederländers Daan Roosegaarde, der sich selbst Technikpoesiedesigner nennt. Tagsüber sieht sein Radweg aus wie jeder andere auch. Aber sobald es dunkel wird, beginnt er zu schimmern: Hunderttausende speziell entwickelte Glassteinchen, die in den Asphalt eingearbeitet wurden und tagsüber Licht aufsaugen, leuchten auf - in den Farben gelb und blau. So wie auf dem berühmten Gemälde »Sternennacht« von Vincent van Gogh.

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