Netanjahu: Terror vor allem gegen Juden gerichtet

Israel fordert von Europa härteres Vorgehen / Türkei sieht sich als Schutzmacht der Muslime

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Frankreich und Israel nehmen Abschied von Opfern der Terroranschläge in Paris. In Jerusalem beklagen Politiker derweil mangelnde Sicherheit für Juden.

Paris. Mit einer Zeremonie hat Frankreich am Dienstag der drei bei den Anschlägen in Paris getöteten Polizisten gedacht. In Jerusalem wurden am Mittag die vier jüdischen Opfer zu Grabe getragen. Islamistische Terroristen hatten in der vergangenen Woche in der französischen Hauptstadt insgesamt 17 Menschen getötet. Allein beim Angriff auf die Satirezeitschrift »Charlie Hebdo« waren zwölf Menschen ums Leben gekommen.

»Clarissa, Franck , Ahmed sind dafür gestorben, dass wir frei leben können«, sagte Präsident François Hollande im Innenhof der Polizeipräfektur von Paris vor den in französische Nationalflaggen gehüllten Särgen. Ihnen gebühre größte Dankbarkeit. Posthum wurden die drei Beamten mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Dem Begräbnis der vier jüdischen Opfer auf einem Friedhof in Jerusalem war eine Trauerfeier vorangegangen, an der Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die französische Umweltministerin Ségolène Royal teilnahmen.

Die aus Frankreich angereisten Familien gedachten ihrer Angehörigen und entzündeten Fackeln. Die vier Opfer Joav Hattab, Johan Cohen, Philippe Braham und François-Michel Saada waren bei einer Geiselnahme in einem koscheren Supermarkt erschossen worden. Die Politiker warnten in Ansprachen vor der Gefahr von Terrorismus und Antisemitismus.

Staatspräsident Rivlin sagte, Europa müsse härter im Kampf gegen Terror vorgehen, damit jüdische Bürger sich wieder sicher fühlen könnten. Der Terror könne zwar jeden treffen. »Aber er verfolgt vor allem das jüdische Volk«, so Rivlin. »Es kann nicht sein, dass Juden im Jahr 2015 Angst haben, mit einer Kippa auf die Straße zu gehen.« Der islamistische Terror bedrohe die ganze Welt, erklärte Netanjahu. Juden hätten natürlich das Recht, überall auf der Welt zu leben. Gleichzeitig nannte er Israel »die eine historische Heimat, die sie immer aufnehmen wird«.

Frankreichs Umweltministerin Royal verlieh den Opfern posthum die höchste Auszeichnung Frankreichs, die Medaille der Ehrenlegion. »Frankreich ohne Juden wäre nicht mehr Frankreich«, sagte sie mit Blick auf den Aufruf Netanjahus, die französischen Juden sollten emigrieren.

Derweil sieht der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sein Land als Schutzmacht der in Europa lebenden Muslime. An diese gerichtet sagte er am Dienstag bei der Fraktionssitzung der Regierungspartei AKP in Ankara: »Ihr seid nicht alleine. Die Türkei ist da, um euch zu beschützen.« Zudem warnte Davutoglu davor, den Islam mit Terrorismus gleichzusetzen.

Ein mutmaßlicher Helfer der »Charlie Hebdo«-Attentäter soll geplant haben, seinen dreijährigen Sohn in Syrien zum Dschihad-Krieger ausbilden zu lassen. Das berichteten bulgarische Medien am Dienstag. Der aus Haiti stammende Franzose Fritz-Joly J. sei bereits in der Silvesternacht an der Grenze zur Türkei festgesetzt worden, sagte der bulgarische Innenminister Wesselin Wutschkow dem Rundfunk. Der Mann war von seiner Frau wegen Entführung des gemeinsamen Kindes angezeigt worden. Er wurde deswegen auf Antrag Frankreichs festgehalten. Bulgarien liegt außerdem ein europäischer Haftbefehl gegen J. wegen Terrorverdachts vor, sagte Wutschkow weiter. Er soll mit einem der »Charlie-Hebdo«-Attentäter in Kontakt gestanden haben. Agenturen/nd

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