nd-aktuell.de / 19.01.2015 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

99 Prozent teilen sich den halben Kuchen

Studie: Ungerechtigkeit benachteiligt Arme doppelt

Laut der Organisation Oxfam besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung fast die Hälfte des weltweiten Vermögens.

Berlin. Die weltweite soziale Ungleichheit wächst weiter. Das ist die Bilanz einer Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam, die »nd« vorliegt. Im Papier »Wealth. Having it all and wanting more« beschreibt Oxfam die Umverteilung von unten nach oben und kommt zu dem Schluss, dass bei anhaltendem Trend bereits 2016 das reichste Prozent der Weltbevölkerung über die Hälfte des Vermögens besitzen wird. Die Zahlen zeigen auch, dass das Vermögen der 80 Reichsten sich zwischen 2009 und 2014 verdoppelte - sie besitzen nun genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.

Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International und Co-Vorsitzende des am Mittwoch im schweizerischen Davos beginnenden Weltwirtschaftsforums, sagte, diese Entwicklung dürfe nicht so weitergehen. Die wachsende Ungleichheit drohe, die Menschheit im Kampf gegen Armut um Jahrzehnte zurückzuwerfen. »Arme Menschen sind von dieser Entwicklung doppelt betroffen: Sie bekommen ein kleineres Stück vom Kuchen, und weil Ungleichheit Wachstum hemmt, ist dieser zu verteilende Gesamtkuchen kleiner, als er sein könnte«, so Byanyima weiter.

Die Studie zeigt, dass die Geschwindigkeit der Vermögensakkumulation steigt: Verfügte das reichste Prozent der Weltbevölkerung 2009 über 44 Prozent des Vermögens, waren es 2014 bereits 48 Prozent. Bei ungebrochenem Trend werde das reichste Prozent der Bevölkerung im Jahr 2016 mehr besitzen als die übrigen 99 Prozent zusammengenommen, heißt es.

Weiter zeigt die Studie, wie die globalen Finanzeliten Regeln zu ihren Gunsten beeinflussen: Die Vermögen von Milliardären mit Beteiligungen im Finanz- und Versicherungssektor stiegen demnach von März 2013 bis März 2014 um elf Prozent. Gleichzeitig gaben Finanz- und Versicherungskonzerne 550 Millionen Dollar für Lobbyarbeit in Washington und Brüssel aus. Im Pharmasektor sieht es ähnlich aus.

Um die Ungerechtigkeit zu verkleinern, fordert Oxfam unter anderem, Konzerne und Vermögen angemessen zu besteuern, öffentliche Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit kostenlos bereitzustellen sowie Mindestlöhne und eine geschlechtergerechte Bezahlung. nd

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Die Studie kann unter dasND.de/oxfam heruntergeladen werden.