nd-aktuell.de / 19.01.2015 / Brandenburg / Seite 12

Prozess gegen Erzieher der Haasenburg

Seit rund einem Jahr sind die Haasenburg-Heime in Brandenburg geschlossen. Bis heute stehen Misshandlungsvorwürfe im Raum. Nun kommen Erzieher vor Gericht.

Lübben. Ein Jahr nach Schließung der Haasenburg-Heime in Brandenburg infolge von Missbrauchsvorwürfen kommt der Fall vor Gericht. An diesem Dienstag, dem 20. Januar, muss sich ein 29 Jahre alter Erzieher vor dem Amtsgericht Lübben verantworten. Die Anklage wirft ihm sexuellen Missbrauch in sechs Fällen vor. Der Mann soll sich im November 2013 an einer 15-Jährigen vergangen haben, sagte ein Gerichtssprecher.

Zunächst hat das Gericht nur einen Prozesstag eingeplant. Richter Rainer Rörig will zunächst abwarten, wie sich der Angeklagte verhält.

Während sich der erste Erzieher vor Gericht verantworten muss, laufen die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Cottbus weiter. Sie prüft rund 50 Verfahren gegen Erzieher und Betreiber wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung. Zudem untersucht die Staatsanwaltschaft, ob die Betreiber falsch abgerechnet haben.

Insgesamt drei Anklagen hat die Staatsanwaltschaft nach Angaben einer Sprecherin bislang erhoben. Anfang Februar will das Amtsgericht Lübben nach bisheriger Planung den zweiten Fall verhandeln. Mehr als ein Dutzend Verfahren wurden bislang eingestellt.

Die damalige Bildungsministerin Martina Münch (SPD) hatte dm Heimbetreiber, der Haasenburg GmbH, im Dezember 2013 die Betriebserlaubnis für ihre Heime in Müncheberg, Neuendorf am See und Jessern entziehen lassen. Diese Entscheidung hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) im Mai 2014 im Eilverfahren bestätigt. In der Hauptsache steht aber noch eine Verhandlung aus. Der Heimbetreiber weist die Vorwürfe von sich und wehrt sich juristisch dagegen.

In den drei Haasenburg-Heimen in Brandenburg hatten Jugendämter aus ganz Deutschland Kinder und Jugendliche untergebracht. Die Heime hatten zuletzt 114 Plätze, davon 60 in der geschlossener Form. Der Skandal hatte eine bundesweite Debatte über die Unterbringung schwer erziehbarer Kinder in geschlossenen Heimen ausgelöst. Nach Angaben des Deutschen Jugendinstituts in München gibt es nach jüngsten Erhebungen bundesweit knapp etwa 340 geschlossene Plätze in 28 Heimen. dpa/nd