Berlin nimmt Revanche im »Duell der Giganten«

Der Volleyball-Titelverteidiger BR Volleys schlägt vor über 7300 Fans den Rekordmeister VfB Friedrichshafen 3:2

Wenn die beiden Alphatiere im deutschen Volleyball, der VfB Friedrichshafen (12 Titel) und die BR Volleys (6), aufeinandertreffen, ist großer Sport angesagt. So auch im 96. »Duell der Giganten«.

Das Duell der beiden Teams, die seit 1998 den deutschen Männermeistertitel ausschließlich unter sich ausmachten, trug am Sonntagnachmittag vor 7341 begeisterten Fans in der Berliner Max-Schmeling-Halle ungewöhnliche Vorzeichen.

Denn in dieser Saison hatten die Berliner, die zuletzt dreimal in Folge Meister wurden, beide bisherigen Vergleiche gegen die Männer vom Bodensee auswärts verloren: im Meisterschaftshinspiel mit 2:3 nach einer 2:0-Satzführung und im Viertelfinale des DVV-Pokals mit 0:3. Zudem leisteten sich die BR Volleys zu Jahresbeginn einen Ausrutscher, als sie auswärts gegen den Aufsteiger SVG Lüneburg mit 2:3 den Kürzeren zogen und damit gegenüber dem Rekordmeister ins Hintertreffen gerieten.

Die Berliner standen also unter Erfolgszwang, lagen sie doch als Tabellenzweiter mit 31 Punkten aus zwölf Spielen hinter Spitzenreiter Friedrichshafen (36 Punkte aus 13 Spielen). Sie mussten das Rückspiel unbedingt gewinnen, um den Punkteabstand zu verringern und sich die Chance zu erhalten, am Ende der Normalrunde ihr erstes Meisterschaftsziel zu realisieren: als Tabellenerster mit einem Heimvorteil mehr in die Mitte März beginnenden Viertelfinal-Playoffs zu gehen.

Friedrichshafens Meistertrainer Stelian Moculescu hielt sich vor dem Anpfiff jedenfalls ungewöhnlich zurück: »In diesem Duell gibt es keinen Favoriten. Es geht mal so, mal so aus.« Der Auftakt jedenfalls brachte das Revanche-Vorhaben der Volleys gehörig ins Wanken. Denn abgesehen von der Anfangsphase des ersten Satzes, als die Gastgeber zwischenzeitlich mit 10:8 in Front lagen, waren die Gäste in allen Belangen dominierend: stark in der Feldabwehr und am Block und im Angriff weitaus wirkungsvoller. Den 15 Punkten im Angriff standen sechs der Berliner gegenüber. Allein ein wieder genesener Paul Carroll, der verletzungsbedingt drei Wochen ausgesetzt hatte und erst letzten Mittwoch beim 3:0 gegen CV Mitteldeutschland wieder ins Team zurückgekehrt war, reichte nicht aus, um dem Geschehen eine Wende zu geben. Mit 25:19 gewann Friedrichshafen verdient den Satz.

Aber die BR Volleys fanden danach die richtige Antwort. Nun stand der Block weitaus sicherer, und im Angriff war es vor allem Außenangreifer Robert Kromm, der immer wieder punktete und mit neun Zählern der erfolgreichste Punktesammler war. Im ersten Satz hatte sich Kromm noch mit fünf Punkten zufriedengeben müssen. Überlegen wie die Gäste im ersten Durchgang kamen die Berliner im zweiten Satz mit 25:16 zum Satzgewinn.

Das war die Wende. Die unter dem Angriffsdruck der Berliner nun nicht mehr so erfolgreich agierenden und jede Menge Eigenfehler produzierenden Friedrichshafener wurden deklassiert - 25:13.

Der so gedemütigte Rekordmeister war im vierten Satz aber wieder voll da. In dem bis zum 16:16 weitgehend ausgeglichenen Satz hatten die Berliner, in deren Reihen erneut Kromm brillierte, im Endkampfverhalten nichts mehr zum Zusetzen. Beim 16:19-Rückstand kündigte sich das Unheil schon an. Mit 25:20 und dem 2.2-Satzausgleich rettete sich Friedrichhafen in den Tiebreak.

Damit erlebte das »Duell der Giganten«, das phasenweise unter höchst umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen litt, seine Dramatik. Als beim Stand von 8:6 für die BR Volleys in diesem Entscheidungssatz die Seiten gewechselt wurden, wurde die Schmeling-Halle zum Tollhaus und die Fast-Rekordkulisse zum siebenten Mann. Alle Dämme brachen, als Kapitän Scott Touzinsky den entscheidenden Punkt zum 15:10 setzte und den ebenso umkämpften wie verdienten 3:2-Sieg perfekt machte. Nun blüht die Berliner Hoffnung wieder auf den vierten Meistertitel in Folge.

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