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Razzia gegen Berliner Islamistenszene

Spur führt nach Nordhausen / Prozess in München

  • Lesedauer: 3 Min.
Vorigen Freitag nahm die Berliner Polizei mutmaßliche Islamisten fest, jetzt haben die Behörden deren Umfeld im Visier. Durchsucht wurden Wohnungen in Berlin, Potsdam und Nordhausen.

Berlin. Vier Tage nach der Festnahme mutmaßlicher Terroristen hat die Berliner Polizei ihre Ermittlungen gegen eine islamistische Zelle ausgeweitet und ist dabei auch einer Spur nach Thüringen nachgegangen. Am Dienstagmorgen durchsuchten etliche Polizisten, Staatsanwälte und ein Spezialeinsatzkommando weitere Wohnungen - elf in Berlin, eine in Potsdam und eine in Nordhausen.

Im Visier des Berliner Landeskriminalamtes und der Generalstaatsanwaltschaft waren diesmal Unterstützer der festgenommenen Verdächtigen vom Freitag. Nach einem Bericht der »Berliner Morgenpost« ging es um elf Männer und eine Frau.

Die Durchsuchungen sollten weitere Beweise für terroristische Aktivitäten in Syrien bringen. Anhaltspunkte dafür, dass von der Gruppe Anschläge in Deutschland geplant worden seien, lägen weiterhin nicht vor, sagte ein Polizeisprecher.

Bei der Aktion in Nordhausen seien Speichermedien und Bankunterlagen sichergestellt worden, hieß es. Ein Sprecher betonte, dass nicht gegen den Bewohner ermittelt werde, sondern die Aktion nur in Kontakt mit den mutmaßlichen Islamisten in Berlin gestanden habe. Daher habe es auch keine Festnahme gegeben.

Im Einsatz waren 200 Polizisten. Durchsucht wurden zahlreiche Berliner Wohnungen, nachdem weitere Mitglieder des Moscheevereins in Moabit in den Fokus der Ermittlungen geraten waren. Sie seien bisher keine Beschuldigten, hätten aber überwiegend in engem Kontakt mit den Festgenommenen gestanden. Die Behörden hoffen auf Beweise wie Akten, Überweisungsformulare oder Computer-Festplatten.

Am Freitag waren bei einem Polizeieinsatz zwei 41 und 43 Jahre alte Männer in Berlin festgenommen worden. Sie gelten als Führer einer islamistischen Logistikzelle. Vor allem der 41-Jährige soll in Berlin-Moabit an einer Koranschule Unterstützer für die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien angeworben haben. Die Gruppe soll außerdem terroristische Gewalttaten in Syrien vorbereitet und unterstützt haben.

Vom Dschihad distanziert hat sich derweil ein Angeklagter zum Auftakt eines Islamistenprozesses in München. Dem 27-jährigen gebürtigen Münchner wird die Unterstützung des islamistischen Kampfes in Syrien vorgeworfen. Er habe nicht die von der Bundesanwaltschaft behauptete Zielsetzung, hieß es in einer Erklärung, die sein Anwalt am Dienstag im Prozess vor dem Oberlandesgericht vorlas. Zu den konkreten Vorwürfen äußerte er sich zunächst nicht. Er erklärte sich aber bereit, umfassend auszusagen.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, als Mitglied der Gruppe »Junud Al-Sham« am Terror in Syrien beteiligt gewesen zu sein. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Deutschland lehne er ab. Der Name der Gruppe bedeutet übersetzt so viel wie »Die Soldaten Syriens«. Der Mann muss sich wegen gemeinschaftlichen Mordes, versuchter Anstiftung zum Mord und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat in Syrien verantworten.

Der Prozess begann unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Die Justizbeamten an der Sicherheitsschleuse trugen schusssichere Westen, vor Prozessbeginn wurde der Gerichtssaal mit einem Bombenspürhund durchsucht. Agenturen/nd

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