Im freien Fall ins schwarze Loch

Die Zahl psychisch kranker Häftlinge steigt in vielen Bundesländern - oft fehlt es an Behandlungsplätzen

  • Pat Christ und Dirk Baas
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Drei Prozent der Gefangenen in Bayern weisen eine schwere psychische Störung auf. Die Gewerkschaft der Polizei fordert die Aufstockung des psychologischen Fachpersonals.

Würzburg. Bis zur Freilassung dauert es noch sieben Monate. Dann hat Michael Scheiner (Name geändert) zwei Jahre Haft verbüßt. Schlimmes macht er hinter Gittern durch, sagt der 37-Jährige, der in der Würzburger Justizvollzugsanstalt einsitzt: »Täglich einmal stürze ich im freien Fall in ein schwarzes Loch.« Scheiner leidet unter Ängsten und Depressionen. Kein Einzelfall: »Viele Gefangene weisen psychische Auffälligkeiten auf«, sagt Ulrike Roider vom Bayerischen Justizministerium.

Im Sommer 2013 kam Scheiner ins Gefängnis: Im Vollrausch war er gewalttätig geworden. Durch die Haft wurde er des wichtigsten Mittels beraubt, mit dem er seine Depressionen in Schach hält: »Alkohol war für mich eine Medizin.« Schon mit 25 Jahren war Scheiner abhängig. 2007 stürzte er völlig ab: »Da ging dann gar nichts mehr.«

Heute muss er in seiner Zelle alles Toben in Hirn und Seele ohne Alkohol ausha...


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