Natürliche Flutflächen statt Deiche

Thüringer Umweltministerin stellt Hochwasserpläne vor

  • Lesedauer: 2 Min.

Erfurt. Thüringens rot-rot-grüne Landesregierung will Hochwasserkatastrophen wie zuletzt 2013 dadurch entgegenwirken, dass wieder mehr natürliche Überschwemmungsflächen geschaffen werden. »Wir wollen, wo es möglich ist, den Gewässern wieder mehr Raum geben«, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) in Erfurt. Rückhalteflächen hätten künftig Vorrang vor technischem Hochwasserschutz durch Deiche oder Schutzmauern. Bevor ein Deich saniert werde, müsse deshalb geprüft werden, ob Überschwemmungen auch anders verhindert werden können.

Siegesmund stellte in Erfurt Entwürfe der Landesprogramme für Hochwasser- und Gewässerschutz vor. Sie kündigte an, bis 2021 mehr als 200 Millionen Euro für Bauprojekte ausgeben zu wollen. Auf welche Größe die Überschwemmungsgebiete erweitert werden sollen, konnte das Ministerium zunächst nicht sagen. Für Nutzer dieser Flächen würden gegebenenfalls Entschädigungen gezahlt. Auch sei es möglich, dass es Vorgaben für die Bewirtschaftung des Bodens geben werde.

Im Juni 2013 mussten wegen Überschwemmungen unter anderem an der Weißen Elster, der Saale und der Pleiße zeitweise 2500 Menschen ihre Häuser verlassen. Vielerorts in Ostthüringen gab es seinerzeit keinen Strom, etwa 50 Schulen blieben geschlossen.

Die umweltpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Christina Tasch, kritisierte, dass Maßnahmen des Hochwasserschutzes mit Prioritäten versehen werden sollen. Die Unterhaltung technischer Bauwerke sei ebenso wichtig wie Maßnahmen zum natürlichen Wasserrückhalt in der Fläche.

Beim Thema Gewässerschutz zog Siegesmund eine negative Bilanz: »90 Prozent unserer Gewässer haben unzureichende Strukturen«. So seien Flüsse oft begradigt oder eingedeicht und könnten nicht frei fließen. Zudem seien vier von fünf Flüssen und Seen im Freistaat stark mit Phosphor und Nitrat belastet - unter anderem durch Abwässer und Düngemittel. Durch die Modernisierung vieler kleinerer Klärwerke solle die Belastung durch Phosphor künftig geringer werden. Die Ministerin betonte, dass die Programme noch Entwürfe seien, über die noch bis Ende Juni unter anderem im Internet diskutiert werden könne. dpa/nd

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