nd-aktuell.de / 03.02.2015 / Sport / Seite 19

»Unser Durst nach Titeln ist nie gelöscht«

Frankreich wiederholt das Triple EM, Olympia und WM

Christoph Stukenbrock, Doha
Olympiasieger, Europameister und Weltmeister: Frankreich dominiert weiterhin die Handballwelt. Daran konnte im WM-Finale auch die zusammengekaufte Weltauswahl des Gastgebers Katar nichts ändern.

Nikola Karabatic ist ein bisschen verrückt. Kaum hatte der Superstar mit seinen unersättlichen französischen Handballern den historischen fünften WM-Titel für die Grande Nation unter Dach und Fach gebracht, war er mit seinen Gedanken im fernen Amerika. Im Trikot des Football-Superstars Tom Brady enterte der Matchwinner um kurz vor Mitternacht die französische Botschaft in Doha und feierte den Triumph der »Les Bleus« auf seine Weise: Karabatic verfolgte den Super Bowl und genehmigte sich erst mal ein paar Bier.

»Das ist so ein geiles Gefühl«, sagte der einmal mehr überragende Ex-Kieler nach dem 25:22-Erfolg gegen Gastgeber Katar: »Wir hatten als Europameister viel Druck. Aber wir haben wieder gezeigt, dass wir die Besten sind.« Als es am Sonntagabend drauf ankam, hatte Karabatic wieder geliefert. Nicht nur mit fünf Treffern hatte der 30-Jährige entscheidenden Anteil daran, dass die WM-Krone nach 1995, 2001, 2009 und 2011 erneut nach Frankreich ging.

Olympiasieger, Europameister, Weltmeister: Zum zweiten Mal nach 2010 holten die Franzosen den Titelhattrick - satt sind sie deswegen noch lange nicht. »Alle fragen, ob es nicht langweilig wäre, immer zu gewinnen«, meinte der frühere Welthandballer Daniel Narcisse, der den Weltpokal am Sonntagabend wie ein Baby auf dem Arm umhertrug: »Aber nein, es macht unglaublich viel Spaß. Jedes Spiel, jedes Turnier und jede Medaille ist etwas anderes.« Zehn von seinen letzten elf Endspielen gewann die »Equipe Tricolore«. »Wir sind nie satt«, sagte Linksaußen Kentin Mahe, dessen Vater Pascal 1995 Weltmeister war: »Wir wollen immer auf dem Dach der Welt sein. Unser Durst wird nie gelöscht.«

Auch die zusammengekaufte Weltauswahl Katars, in der sich jeder Spieler angeblich schon für den Halbfinaleinzug eine Lebensrente gesichert hatte, fand nach dem Ende ihres Wüstenmärchens schnell die Fassung wieder. Zur Medaillenvergabe kamen die Spieler hüpfend zurück in die Halle, starteten eine Polonaise und machten anschließend La Ola mit den Fans. Kein Wunder: Als beste WM-Platzierung hatten sie bis dato vor zwölf Jahren Platz 16 erreicht. SID/nd