Deutsche Hilfe

Tom Strohschneider über die Verteidiger der falschen Interessen

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.

Die deutsche Debatte über den mit Verve beschrittenen Kurs der SYRIZA-Regierung ist ein erhellendes Lehrstück über den Zustand des politischen Bewusstseins hierzulande. »Am Donnerstag traut sich Varoufakis nach Berlin«, titelt ein Blatt;»noch traut sich Tsipras nicht nach Berlin«, ein öffentlich finanzierter Sender. Solche Überschriften »traut« man sich, wenn man meint, das »deutsche Interesse« müsse publizistisch »verteidigt« werden, weil es auch das Interesse der Leute sei, die hier wohnen. Die glauben leider mehrheitlich daran - auch, weil sie im Glauben gelassen werden, »die Deutschen« hätten als eine Art Soli-Gesamtkollektiv nur und ausschließlich allergrößte Hilfe an Athen geleistet.

Nun ist unumstritten, dass Milliarden an Griechenland überwiesen wurden - doch die Gegenrechnung wird selten aufgemacht. Im Zuge der »Rettung« des Landes ging es zuvörderst darum, die Gläubiger vor Schaden zu bewahren, also europäische Banken, deutsches Kapital. Zudem wurde die Eurozone stabilisiert, was dem hiesigen Export zugute kam. Die Bonität Deutschlands stieg im Verhältnis zum Sturzflug der Kreditwürdigkeit von Griechenland und anderer Krisenstaaten, was zu milliardenschweren Zinsentlastung führte. Deutschland konnte zudem Geld billig aufnehmen, um es teurer an Athen als Notkredit zu verleihen. Und: Von griechischer Seite werden die offenen deutschen Kriegsschulden mit elf Milliarden Euro beziffert.

Die Frage der Solidarität ließe sich also auch anders stellen: Wann und mit welchem Angebot traut sich Merkel nach Athen?

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