Ohne Wasser, merkt euch das ...

Deutsche verbrauchen im Urlaub rund dreimal soviel Wasser wie zu Hause. Der Reiseveranstalter Thomas Cook hat deshalb das Projekt »Wertvolles Wasser« ins Leben gerufen. Von Horst Schwartz

  • Horst Schwartz
  • Lesedauer: 4 Min.

Wo es auch nur den geringsten Sinn macht, haben Klempner in drei Hotels auf der griechischen Ferieninsel Rhodos Wasseruhren angebracht: beim Wasserstrang, der zu den Duschen führt, beim Swimmingpool, bei der Gartenbewässerung, in der Küche. Die Armada von Wasseruhren brachte Unglaubliches ans Tageslicht: Ein deutscher Urlauber verbraucht in seinen Ferien 350 Liter Wasser am Tag, in einzelnen Hotels sogar das Doppelte. Zu Hause sind es im Schnitt nur 120 Liter. Dabei muss man berücksichtigen, dass nicht nur der Verbrauch gemessen wurde, der beim Duschen anfällt. Auch der Wasserbedarf zum Befüllen der Hotelpools, für die Reinigung von Hotelanlagen, zum Wäschewaschen, zur Bewässerung von Gartenanlagen und für die Herstellung von Mahlzeiten wird eingerechnet. Da kommt eine Menge zusammen. Ohne Zweifel ist Wasser für die Tourismusbranche ein unverzichtbares Element. Vor allem in südlichen Ländern sind Ferien ohne Pool, ohne mehrfaches Duschen am Tag, ohne gepflegte Gartenanlagen kaum noch vorstellbar.

Kein Wunder, dass in vielen Reiseländern schon längst Wasserknappheit herrscht. Wenn der Tourismus derart weiter wächst, ist regelrechte Wassernot in mancher Destination nicht mehr weit. Das ist eine Herausforderung, der sich die Reiseanbieter besonders in ihren Hotels stellen müssen. Denn dort fällt der größte Anteil am Wasserverbrauch an, der durch Touristen verursacht wird. Deshalb haben die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) die Tourismuswirtschaft nachdrücklich zur Reduzierung des Wasserverbrauchs aufgefordert.

Beim Reiseveranstalter Thomas Cook hat man sich diesen Appell zu Herzen genommen und das Projekt »Wertvolles Wasser« ins Leben gerufen, eine beispiellose Zusammenarbeit zwischen dem Touristikveranstalter und der Nachhaltigkeitsinitiative Futouris e. V. Ziele des Vereins, der eine Vorreiterrolle im Tourismus hat, sind »die Förderung des Umweltschutzes, des Völkerverständigungsgedankens und der Entwicklungszusammenarbeit weltweit«. Besondere »Schwerpunkte bilden der Umwelt- und Klimaschutz, der Erhalt der biologischen Vielfalt und soziokulturelle Verantwortung«.

Drei der fünf Sentido-Hotels von Thomas Cook auf Rhodos haben beim Projekt »Wertvolles Wasser« Pionierarbeit geleistet und 2013 an einer Pilotstudie zum Wassermanagement teilgenommen: die Anlagen Port Royal Villas & Spa in Kolymbia, Apollo Blue in Faliraki und Lindos Bay in Lindos. »Ob für Gästeduschen, Zimmerreinigung, Pool oder Gartenbewässerung - der Wasserverbrauch ist enorm«, klagt Stefan Gössling, Professor für Nachhaltigkeit im schwedischen Lund und Leiter des Projekts. Das gilt natürlich nicht nur für diese drei Hotels.

»Wir wollen den Wasserverbrauch in unseren eigenen Hotels und wichtigen Partnerhotels nachhaltig reduzieren«, beschreibt Swantje Lehners, Referentin für Nachhaltigkeit bei Thomas Cook, das Projektziel. Die 29-Jährige ist mit Leib und Seele bei der Sache. Seit 2012 ist sie im Nachhaltigkeitsmanagement des Unternehmens tätig. Sie ist hochqualifiziert. Swantje Lehners hat an der Hochschule Harz in Wernigerode und an der Anglia Ruskin University in Cambridge International Tourism Studies studiert. »Ich habe bereits während meines Studiums große Begeisterung für Nachhaltigkeit im Tourismus entwickelt«, sagt die Umweltschützerin. So wählte sie entsprechende Spezialkurse und schrieb ihre beiden Bachelorarbeiten über nachhaltige Touristikthemen. Ihr Berufsziel stand da längst fest: in einem großen Touristikkonzern daran mitzuarbeiten, die negativen Auswirkungen des Tourismus zu verringern und die positiven zu verstärken.

Zurück zum Pilotprojekt. Nicht nur in den Sentido-Hotels wurden Wasserzähler an allen Verbrauchspunkten angebracht, sondern auch vom Klima- und Wasserforscher Stefan Gössling und Futouris-Mitarbeitern Gespräche mit den Hoteliers und ihren Mitarbeitern zum Thema Wasserverbrauch geführt. Nikos Portokallas, Hotelmanager des durch seine moderne Architektur beeindruckenden Sentido Apollo Blue, ist mit großer Begeisterung bei der Sache: »Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, hierbei mitzumachen.« Schließlich weiß er, dass er mit der Reduzierung des Wasserverbrauchs viel Geld sparen kann. Auch Gespräche mit Urlaubern über ihre Gewohnheit, im Urlaub Wasser verschwenderisch zu nutzen, sind für die Projektmitarbeiter erfreulich verlaufen: »Jeder bejaht das Wassersparen in den Ferien«, hat Swantje Lehners erfahren.

Die Erkenntnisse aus der ersten Projektphase wurden nicht nur auf die zwei weiteren Sentido-Hotels auf Rhodos angewandt, sondern auf alle Hotels von Thomas Cook auf der griechischen Insel. Diejenigen Hotels, die bereit sind, vorgeschlagene Verbesserungen einzuführen, erhalten Wassermanagementtrainings für ihr Personal und Materialien zur Sensibilisierung der Gäste.

Die gemessenen Daten wurden zu sogenannten »Water Footprints« (Wasserfußabdrücke) verarbeitet. Diese sind die Grundlage für ein Wassermanagement-Handbuch. Das wird in diesem Frühjahr erscheinen. Aber der Veranstalter gibt sich nicht damit zufrieden, nur die eigenen Hotels zum Wassersparen zu erziehen. Nach Ende des Projekts soll es der gesamten Reisebranche zugänglich gemacht werden. »So erhoffen wir uns die größtmöglichen Effekte.«

Für ihr Engagement bekam Swantje Lehners Ende des vergangenen Jahres vom Deutschen ReiseVerband (DRV) die EcoTrophea, die höchste Umweltauszeichnung der europäischen Reisebranche, überreicht. Sie ist die 28., die diese internationale Auszeichnung für »besonders vorbildliche und nachhaltige Tourismusinitiativen aus aller Welt« entgegennehmen konnte. Die sechsköpfige EcoTrophea-Jury hatte das Wasser-Projekt aus immerhin 26 Bewerbungen auswählen müssen.

www.thomascook.info/unternehmen/nachhaltigkeit/unser-wasser

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