nd-aktuell.de / 07.02.2015 / Politik / Seite 15

Ein Schulpsychologe auf 10 000 Schüler

Sachsen-Anhalts Landeselternrat und und die Lehrergewerkschaft beklagen Mangel an Hilfsangeboten bei Mobbing an Bildungseinrichtungen

Früher wurden Schimpfworte verbal auf dem Schulhof ausgeteilt, heute wird zum Beschimpfen moderne Technik genutzt. Den Opfern stehen in Sachsen-Anhalt zu wenige Psychologen zur Seite.

Magdeburg. In der Arbeit von Schulpsychologen in Sachsen-Anhalt spielt das Thema Mobbing im Internet einen zunehmende Rolle. Nicht nur die Schüler drangsalieren, beleidigen und ärgern sich untereinander, Ziel ihrer Angriffe sind auch Lehrer. Die Zahl der Fälle ist schwer auszumachen, die Dunkelziffer ist hoch. Nach Ansicht von Verbänden und Experten kann es jeden treffen. Auch deshalb fordern sie mehr Schulpsychologen im Land, wie eine dpa-Umfrage kürzlich ergab. Psychologen werden hinzugezogen, wenn es Probleme mit Schülern, etwa einen plötzlichen Leistungsabfall oder auffälliges Verhalten, gibt. Eine Ursache dafür kann Mobbing sein.

Nach Angaben des Kultusministeriums arbeiten derzeit 22 Psychologen an vier Standorten des Landesschulamtes. »Wir sind bestrebt, die aktuellen personellen Ressourcen beizubehalten«, sagte Sprecher Martin Hanusch. Die Schulpsychologen würden in der Regel von den Schulen oder Lehrkräften angefordert. Es gebe keine festen Sprechzeiten. Zumeist werde ein Beratungstermin in der jeweiligen Schule oder in der Dienststelle der Psychologen vereinbart.

Den Angaben zufolge gab es im Schuljahr 2011/2012 rund 3100 Gespräche in der Einzelberatung. Einen Trend nach unten oder oben hat es in den zurückliegenden Jahren nicht gegeben. Nicht nur in Sachen Mobbing, auch wenn es um die Schullaufbahn oder um Schulangst geht, stünden die Schulpsychologen Jugendlichen und Eltern mit Rat und Tat zur Seite.

»Nach uns vorliegenden Zahlen kommt bei 22 Psychologen und 237 000 Schülern in Sachsen-Anhalt auf 10 000 Schüler etwa ein Psychologe«, sagte Thomas Jäger, Vorsitzender des Landeselternrates Sachsen-Anhalt. »Doch allein die Anzahl der Schulpsychologen ist nicht entscheidend, sondern auch ihre fachliche Kompetenz.« Beim Thema Cybermobbing könne er sich eine gewisse Spezialisierung bei der Fortbildung vorstellen, damit die Psychologen angesichts der rasch fortschreitenden Technik immer auf dem neuesten Stand in Sachen Medienkompetenz seien.

»Mit dem Verhältnis 1:10 000 steht Sachsen-Anhalt zwar im deutschen Ländervergleich nicht schlecht da«, sagt Torsten Richter vom Landesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen-Anhalt. Doch im internationalen Vergleich schneide Deutschland schlecht ab. So sei das Verhältnis in Dänemark i 1:800, in der Schweiz 1:300. dpa/nd