Vor dem Posting in Ruhe nachdenken

Der »Safer Internet Day« bringt Kindern und Jugendlichen bei, wie sie Fehler im Umgang mit Online-Medien vermeiden

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 3 Min.
Geheimdienste wollen alles wissen, was sich im Internet abspielt. Doch auch die Nutzer geben sehr viel von sich preis - freiwillig. Der »Safer Internet Day« wirbt für einen verantwortungsvollen Daten-Umgang.

Die National Security Agency (NSA) oder der Bundesnachrichtendienst (BND) zählen nicht zu den Hauptadressaten des »Safer Internet Day« (SID). Die Geheimdienste sind schlicht kein Thema, wenn der Tag des sicheren Internets begangen wird. Der SID soll vielmehr junge Internet- und Smartphone-Nutzer für die Gefahren des allumfassenden Datenaustauschs sensibilisieren und eine »sichere und verantwortungsvolle Nutzung« des Internets befördern. So wie an jedem zweiten Dienstag im Februar jeden Jahres seit 2008.

Wie schon im Vorjahr lautet auch 2015 das Motto wieder »Let’s create a better internet« - lasst uns ein besseres Internet erschaffen. Erst denken, dann posten, so lautet einer der Ratschläge des Initiators »Insafe«, einem Netzwerk, das Ableger in 27 europäischen Ländern etablierte. Angesprochen werden Kinder und Jugendliche direkt. Aber auch deren Eltern und Lehrer werden eingebunden. Ziel ist es letztlich, die Medienkompetenz in einem Teilbereich zu erhöhen: der sicheren individuellen Nutzung von Online-Medien, sozialen Netzwerken und anderen Internet-Angeboten.

So werden Kinder mit einer Art Leitfaden sensibilisiert für die Veröffentlichung von Fotos: Ist es für die abgebildeten Personen okay, wenn ihr Bild gepostet wird? »Frag’ nach, BEVOR Du etwas über andere ins Netz stellst! Überlege mal in Ruhe. Wie würdest Du Dich fühlen, wenn jemand einfach etwas über Dich postet, ohne Dich zu fragen«, lautet der Ratschlag. Könnte ein Post missverstanden werden? Sind die Privatsphäre-Einstellungen okay? Wie man sie ändert, erfährt der junge Internet-Nutzer auf der Webseite www.watchyourweb.de.

Doch der SID ist kein reines Online-Phänomen. In Deutschland finden 230 Veranstaltungen statt, viele davon in Schulen. Das vielleicht sinnvollste SID-Projekt: Das Hasso-Plattner-Institut aus Potsdam bietet einen Kurs zum Thema E-Mail-Verschlüsselung an. An Tools wie »Pretty Good Privacy« beißt sich die NSA zumindest derzeit noch die Zähne aus. (https://open.hpi.de/courses/ws-email2015)

Am Anfang des SID stand eine Initiative der Europäischen Union, die das »Safer Internet Programme« ins Leben rief. Das war im Jahr 2004. Mittlerweile begehen weltweit über 100 Länder den »Safer Internet Day«. Deutschlands SID-Geschäftsstelle ist in Ludwigshafen beheimatet und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz angegliedert.

Die zentrale SID-Veranstaltung der USA findet derweil ausgerechnet im Hauptquartier des sozialen Netzwerkes Facebook statt, das bei Datenschützern hochgradig umstritten und als »Datenkrake« verschrien ist. Unter anderem wird es um Mobbing per Internet gehen, das so genannte Bullying - und die Frage, wie man mit Formen »sozialer Grausamkeit« umgeht. Die Option »Facebook meiden« dürfte dabei nicht zur Sprache kommen.

In den USA ist der Sound der SID-Veranstalter generell weniger pädagogisch und internet-kritisch als in Deutschland: Die Mehrzahl der Dinge, die im Internet passieren, sei positiv, ist auf einer einschlägigen Webseite zu lesen. Junge Mediennutzer sollen erzählen, wie sie Online die Welt »zu einem besseren Ort« machen.

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