nd-aktuell.de / 13.02.2015 / Kultur / Seite 12

Punkfasching

Die UK Subs im SO 36

Thomas Blum

Charlie Harper wurde vergangenes Jahr 70 Jahre alt. Das ist ein schönes Alter für einen Punkrocker, wenn man bedenkt, dass Sid Vicious, der Bassist der Sex Pistols, 1979 im zarten Alter von 21 Jahren seine irdische Existenz beendete. Harper ist Gründungsmitglied und Sänger der britischen Punkrockgruppe UK Subs. Punkrock bzw. Punk, die Betagteren unter uns erinnern sich, erregte in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein paar Monate lang enormes Aufsehen, vor allem in Großbritannien, aber auch andernorts. Bei Punks handelte es sich zumeist um junge, dem gesellschaftlichen Status quo eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstehende Leute, die eine konservative Öffentlichkeit zu provozieren suchten, indem sie einen extrem reduzierten, primitiven Rock 'n' Roll darboten, unanständige Wörter verwendeten und einen gepflegten Nihilismus an den Tag legten. Zu den frühen Punkrockbands gehörten unter anderen die Sex Pistols, The Damned, The Clash und eben die UK Subs. Man erinnere sich an deren Songklassiker »Warhead« (1980), in dem es heißt: »Soldiers of Islam are loading their guns / They’re getting ready / But the Russian tanks are mowing them down / They’re getting ready / There’s children in Africa with tommy guns / Getting ready / While the Islam armies are beckoning on / They’re getting ready.«

Von den anderen oben genannten Bands unterscheiden sich die UK Subs dadurch, dass sie trotzig und unermüdlich bis heute als ihre eigene Parodie durch die Lande touren und noch immer häufig auf der Bühne stehen. Punkrock wird - ähnlich wie Mittelaltermärkte oder Fasching - als eine Art drollige Folklore von einigen Veteranen bis heute sehr enthusiastisch betrieben.

»Einige Leute sagen, wir würden noch immer im Jahr 1977 leben. Aber wir werden nicht einfach nur, weil die Moden wechseln, unsere Haltung ändern«, umriss Harper einmal das Credo seiner Band. Das darf ein gesunder wertkonservativer Standpunkt genannt werden, gegen den auch die CSU nichts einzuwenden haben dürfte. »Ich singe immer noch wie ein Vogel«, sagte Harper vor zwei Jahren in einem Interview. Und: »Für uns UK Subs ist Deutschland einer unserer Lieblingsorte auf der ganzen Welt! Die Deutschen sind viel besser im Organisieren von Konzerten.« Na, dann. An diesem Freitag gastieren die UK Subs im altehrwürdigen Kreuzberger SO 36, wo einst alles begann. Im Wildbad Kreuth der deutschen Punk-Bewegung sozusagen.

UK Subs, 13.2., 20 Uhr, SO 36, Oranienstr. 190, 10999 Berlin