Berliner Bildungsdilemma

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Politik von Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) stand schon zu Beginn ihrer Amtszeit unter keinem guten Stern. Vielen Akteuren der Bildungsszene erschien die Diplompädagogin, die weder über Lehrerfahrung noch über ausreichend Kenntnisse des Bildungsbetriebs verfügt, als Fehlbesetzung. Auch knapp dreieinhalb Jahre später wird ihr kein gutes Zeugnis ausgeschrieben. Die Umwandlung der Berufsschulen in Kompetenzzentren werde verschleppt wie auch das IT-Projekt eGovernment@school, das Verwaltungsabläufe verschlanken sollte, heißt es beispielsweise auf tagesspiegel.de. Mittlerweile seien »über 37 Millionen Euro« ohne nennenswerte Ergebnisse in das Projekt investiert. »In den Schulen verstauben hochwertige und - wie manche meinen - überdimensionierte Superrechner, ohne dass die Schulleiter über den Stand der Dinge auf dem Laufenden gehalten würden.« Kritisiert wurde auch die Absicht, einheitliche Rahmenlehrpläne einzuführen. So sehe die CDU hierin einen »weiteren Anhaltspunkt dafür, dass die SPD durch die Hintertür die ›Einheitsschule‹ erreichen wolle«. Und dann sei da der »Dauerbrenner Unterrichtsausfall«.

In der Tat hat Anfang 2015 die GEW-Schulleitervereinigung in einem auf gew.de publizierten offenen Brief einen Mangel an Sozialpädagogen, Sonderpädagogen und Lehrern für Grundschule und MINT-Fächer im Sekundarbereich ausgemacht. In Berlin gebe es »bundesweit die größten Krippengruppen« und einen Sanierungsbedarf vor allem bei Schulgebäuden, der »bei rund zwei Milliarden Euro« liege. Als »besonders fatal« wird das Abschneiden des ersten Sekundarschuljahrgangs bewertet. Fast jeder zehnte Schüler hat im vergangenen Jahr die 2010 durch den Zusammenschluss von Haupt- und Realschule entstandene neue Schulform ohne Abschluss verlassen. Die höchste Quote gibt es mit 14,7 Prozent bei den Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache. Als Konsequenz müsse verstärkt in die Sekundarschulen investiert werden, die ehemalige Hauptschüler beschulen, fordern die Schulleiter. Vor allem aber müsste die Klassengröße auf weniger als 25 Schüler reduziert werden (zur Zeit liegt sie bei 26 Schülern).

tagesspiegel.de sieht Probleme in der Fusion überhaupt. »Gut funktionierende kleine Hauptschulen wurden mit anderen Hauptschulen oder auch mit Realschulen zusammengelegt, die keine Fusion wollten«, wird in einem Kommentar kritisiert. Dies habe bei allen Beteiligten zu »großer Verunsicherung« und dem »Anstieg des Krankenstandes der Lehrer« geführt. Lena Tietgen

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal