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Nicht von ungefähr

Eisschnelllauf: Der unermüdliche Patrick Beckert erkämpft WM-Bronze über 10 000 Meter

  • Christiana Mansfeld und
 Emanuel Reinke, Heerenveen
  • Lesedauer: 3 Min.
Patrick Beckert hat nach dem bislang wohl besten Rennen seiner Karriere WM-Bronze über 10 000 m gewonnen. Der Erfurter hat sich weiterentwickelt - und träumt vom Olympiapodest in drei Jahren.

Patrick Beckert stand an der Seite des Olympiasiegers auf dem Podest und wirkte perplex. Ein leises, fast schon verlegenes »Dankeschön« brachte der Erfurter über seine Lippen, als ihm bei den Einzelstrecken-Weltmeisterschaften in Heerenveen Bronze für seinen dritten Platz über 10 000 m um den Hals gehängt wurde. Den bislang größten Erfolg seiner Karriere genoss er still. »Es war mein großes Ziel, eine Medaille zu erreichen. Dafür habe ich lange gearbeitet«, sagte Beckert: »Es ist eine riesige Freude.«

Zuvor hatte der 24-Jährige 13:10,95 Minuten lang Schwerstarbeit auf der Eisbahn verrichtet. Das mit einem Tapeverband geschützte linke Sprunggelenk, das ihn nach einem Außenbandriss Ende Dezember zu einer dreiwöchigen Trainingspause auf dem Eis gezwungen hatte, schmerzte. Das konstant hohe Tempo ließ es ihm auf den letzten Runden »grau vor den Augen« werden. »Ich bin von Anfang an tiefe 31er-Runden gelaufen. Ich musste das Risiko eingehen. Ich habe alles rausgehauen, was geht«, sagte Beckert, der nach dem Rennen hechelnd am Rande der Bahn saß.

Dank genau dieser Leidensfähigkeit ist aus dem talentierten Bruder von Vancouver-Olympiasiegerin Stephanie Beckert Deutschlands bester Langstreckler geworden. »Patrick ist einer, der hart an sich arbeitet. Er bringt den nötigen Biss mit und gibt nicht auf. Dieses Ergebnis kommt nich von ungefähr«, lobte Chef-Bundestrainer Markus Eicher, der nach der ersten Medaille für das deutsche Team erleichtert aufatmete. Ein Jahr nach dem Olympiadebakel in Sotschi herrschte große Erleichterung und Genugtuung bei der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft. »Das ist eine ganz tolle Geschichte für das gesamte Team«, sagte Eicher.

Beckert ließ derweil die große WM-Party am Donnerstag aus, schon am Freitagvormittag stand er wieder zum Training auf dem Eis. Am Samstag startet er über 5000 m und hofft auf eine erneute Überraschung. Langfristig sind die Ziele weiter gesteckt. »Ich will die 10 000 m in Europa unter 13 Minuten laufen, um 2018 bei den Olympischen Spielen eine Medaillenchance zu haben«, sagte Beckert, 2014 in Sotschi Sechster über die längste Distanz. Das Ziel scheint nicht unrealistisch, auch wenn die Lücke zur absoluten Weltspitze noch gewaltig ist. So war Olympiasieger Jorrit Bergsma aus den Niederlanden (12:54,83) am Donnerstag rund 16 Sekunden schneller unterwegs, der Olympia-Zweite Sven Kramer (Niederlande) hatte zudem auf einen Start verzichtet.

Eine Option für Beckert könnte das Training in einem der hochklassig besetzten niederländischen Privatteams sein. So hat es nach Aussage von Bergsma bereits Gespräche zwischen dessen Clafis-Team und Beckert gegeben. Ein erstes Angebot habe der deutsche Meister jedoch abgelehnt, da er auch in Erfurt bei Gunda Niemann-Stirnemann trainieren wollte. Dennoch sagte Beckert: »Clafis ist ein tolles Team. Ich beobachte genau, was sie machen.« SID/nd

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