Deutsche Botschaft in Sanaa geschlossen

Konflikt treibt westliche Diplomaten aus Jemen

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach dem Umsturz in Jemen hat das Auswärtige Amt in Berlin alle Mitarbeiter aus dem arabischen Land abgezogen und die deutsche Botschaft in der Hauptstadt Sanaa geschlossen.

Sanaa. Die Machtübernahme der Huthis in Jemen hat zahlreiche westliche Staaten dazu bewogen, ihre diplomatische Vertretung zu schließen, nun auch Deutschland. Die Lage im Land sei ausgesprochen instabil, erklärte das Auswärtige Amt am Freitag zur Begründung. Alle Deutschen wurden aufgerufen, Jemen zu verlassen. Die Diplomaten seien am frühen Freitagmorgen ausgereist, sagte eine Sprecherin des Amts am Freitag in Berlin. Andere westliche Länder - so die USA - hatten ihre Botschaften bereits vorher geschlossen.

Die schiitischen Huthi-Rebellen hatten vor einer Woche Übergangspräsident Abed Rabbo Mansur Hadi für abgesetzt erklärt und das Parlament aufgelöst. Dagegen gibt es heftige Proteste der sunnitischen Mehrheit. Die USA schätzen den Al-Qaida-Zweig in Jemen als besonders gefährlich ein und bekämpfen die Dschihadisten dort seit Jahren mit Drohnen.

Die Huthis kämpfen seit Jahren mit militärischen Mitteln für ihre Interessen und haben sich seit September 2014 in der Hauptstadt Sanaa festgesetzt. Ihre Wurzeln haben die Huthis im Norden Jemens. Das bergige Grenzgebiet zu Saudi-Arabien ist die Hochburg der Zaiditen, einer schiitischen Gemeinschaft, die es nur noch in Jemen gibt. Etwa ein Drittel der Jemeniten sind Zaiditen, die Mehrheit gehört der sunnitischen Glaubensrichtung des Islams an. Über tausend Jahre, bis zur Revolution 1962, herrschten die zaiditischen Imame über das Land.

In den 90er Jahren fühlten sich die Zaiditen angesichts des wachsenden Einflusses sunnitischer Fundamentalisten zunehmend an den Rand gedrängt. Anhänger der namensgebenden al-Huthis, einer Familie zaiditischer Gelehrter, verbündeten sich mit Stämmen der Region. Das Aufbegehren der Huthis mündete 2004 in einen bewaffneten Konflikt mit der jemenitischen Armee, nachdem die Zentralregierung in Sanaa den Einmarsch der USA in Irak unterstützte.

Der Konflikt zwischen Regierung und Huthis eskalierte Mitte Januar im Streit um den Entwurf für eine neue Verfassung. Agenturen/nd

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