Olympia sollte nach Griechenland zurück

Ex-Leistungssportler Uwe Trömer lehnt die Spiele in Berlin ebenso ab wie die Methoden einiger Gegner

  • Lesedauer: 3 Min.

Sie sind offiziell als Dopingopfer anerkannt. Wie geht es Ihnen?

Relativ gut. Als Dopingopfer bezeichne ich mich aber ungern, da ich die Opferrolle nicht erfüllen will. Ich sage lieber Dopinggeschädigter.

Sind Sie noch im Dopingopfer-Hilfeverein?

Nein. Ich bin vor mehr als einem Jahr ausgetreten. Vereine sind nichts für mich. Ich war schon im Sport immer ein Einzelkämpfer. Außerdem hörte ich mir dort viele Geschichten von anderen Betroffenen an. Das hat dann auch meine Kraft überstiegen. Beim Bürgerforum habe ich auch nicht für die Dopingopfer gesprochen, sondern meine private Meinung gesagt. Aber natürlich weiß ich mehr über das IOC oder den DOSB als andere, die Sport als buntes Event sehen. Mit IOC-Präsident Thomas Bach hatte ich schon viele Auseinandersetzungen.

Welchen Eindruck hatten Sie vom Bürgerforum?

Prinzipiell finde ich es wichtig, dass wir miteinander reden und auch, dass sich die Gegner von Olympia artikulieren. Was aber komplett daneben war, ist die Art und Weise, wie das in dem Saal stattfand. Dass dort Egomanen rumschreien, bringt niemanden weiter. Es hat extrem genervt und wirft auf Olympiagegner ein schlechtes Licht. Ich lasse jeden ausreden, der dafür ist. Genauso lasse ich jeden ausreden, der dagegen ist. Und wenn ich Nein sage, muss ich das begründen. Da muss ich Argumente liefern.

Auch wenn Vereine nichts für Sie sind. Treten Sie jetzt NOlympia bei?

Nein, ich habe denen zwar gesagt, dass wir gerne mal miteinander reden können. Aber ich setze mich nicht mit Menschen an einen Tisch, die so rumbrüllen. Sorry, das war mir wirklich einfach zu blöd.

Warum sind Sie denn gegen die Olympischen Spiele?

Man kann sie nicht ausrichten, wenn man arm und sexy ist, auch wenn Bürgermeister Michael Müller Feenstaub verstreut. Die Berliner sind doch nicht ernsthaft der Meinung, dass sie gegen diesen korrupten Haufen IOC in irgendeiner Form in Berlin reformierte Spiele rüberbringen können. Das klingt geradezu weltfremd. Natürlich sind die Bilder bunt und schön, das streite ich gar nicht ab. Für die Menschen, die das interessiert, ist es eine tolle bunte Geschichte. Aber das kann sich diese Stadt nicht leisten

Mit dem Geld für Olympia, könne man laut NOlympia viele andere Sachen machen. Doch fehlt ohne die Spiele das Geld vom Bund und dem IOC.

Ja, natürlich. Dieses Geld wäre nicht da. Aber das würde auch für die Spiele nicht reichen. Da muss Berlin zuzahlen. Der Bund zahlt gerne 600 Millionen Euro. Das haben in London allein die Einsätze der Polizei verschlungen, mehr sogar. Für Terrorismusbekämpfung wurden sogar 1,5 Milliarden US-Dollar ausgegeben.

Man erhofft sich Marketingeffekte.

Daran glaube ich nicht. Es werden danach nicht mehr Touristen kommen, die sagen: »Oh, hier haben die Olympischen Spiele stattgefunden!«

Gilt das auch für Hamburg?

Über Hamburg weiß ich nicht so viel. Sicherlich haben die genau die gleichen Probleme. Jede Kommune in Deutschland leidet an Geldknappheit.

Dann geht Olympia also nur noch nach China oder Katar?

Ich hätte eine ganz andere Idee. Die ist nicht neu, wird aber immer wieder aus den Augen verloren. Vielleicht sollten die Olympischen Spiele zum Ursprungsort zurück, nach Griechenland. Dort gehören sie hin. Das Theater um die Bewerbungskosten würde wegfallen. Und für die Griechen wäre das ein permanenter Wirtschaftsfaktor.

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