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Zweifel am Olympiabekenntnis der Grünen

FDP redet im Falle einer rot-grünen Koalition Gefahren für Hamburgs Olympiabewerbung herbei

  • Volker Stahl, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Hamburg steht vor Rot-Grün. Ob das Ende der sozialdemokratischen Alleinherrschaft an Alster und Elbe Auswirkungen auf die Bewerbung der Hansestadt für die Olympischen Spiele hat, ist noch offen.

Wer durch die Stadt flaniert, könnte annehmen, Hamburg sei »Feuer und Flamme für Olympia«. Nun ja, mit diesem Slogan pflastern zumindest die PR-Strategen der Hamburg-Marketing, unterstützt von den hiesigen Sportvereinen, der Handels- und Handwerkskammer und fast allen in der Bürgerschaft vertretenen Parteien, die Freiflächen im öffentlichen Raum. So sollen die laut einer aktuellen Umfrage kritischen 37 Prozent der Bevölkerung, die meinen, das sportliche Großereignis käme die Stadt zu teuer zu stehen, auf den letzten Metern vom Gegenteil überzeugt werden. Schließlich schickt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in diesen Tagen das Meinungsforschungsinstitut Forsa auf die Straßen Hamburgs und Berlins, um die Zustimmungsraten der Bürger zu ermitteln.

Erhält Hamburg den Zuschlag, sind noch zwei Hürden zu überspringen. Die Bürger müssten sich im Herbst per Volksentscheid für Olympia aussprechen und die bisher wankelmütigen Grünen müssten von Bürgermeister Olaf Scholz auf Kurs gebracht werden. Denn neben der LINKEN, die Olympia vehement ablehnt, schert die Öko-Partei bisher aus der großen Koalition der uneingeschränkten Befürworter aus. Zumindest halbwegs. Zwar betont die Partei, dass Olympische und Paralympische Spiele »die integrative Kraft des Sports für unsere Gesellschaft« stärken könnten, thematisiert aber auch die »Risiken« für die Ausrichterstadt.

»Wir sind in Sorge, ob selbst abgespeckte Spiele am Ende nicht doch eine zu große finanzielle Belastung für Hamburg darstellen und in Konkurrenz zu anderen wichtigen Zukunftsaufgaben wie Bildung, Wissenschaft oder Klimaschutz treten«, sagt die grüne Parteichefin Katharina Fegebank. Für Hamburg als Stadtstaat müsse es eine faire und akzeptable Kostenteilung geben - mit dem Bund, dem IOC und der Wirtschaft. Fegebank: »Es muss klar sein, dass die Stadt nach einem Sportfest für die Welt nicht auf einem Schuldenberg und auf nicht finanzierbaren Betriebskosten sitzen bleibt.«

Töne, die in den Ohren der FDP-Spitzenfrau Katja Suding wie ein verklausuliertes Nein klingen. »Verhandelt Scholz jetzt mit den Grünen, wird er irgendeinen politischen Preis für eine Koalitionsvereinbarung zahlen müssen - sei es bei der Olympiabewerbung, bei der Fahrrinnenanpassung der Elbe oder der Stadtbahn«, sagte Suding, die im Falle eines Scheiterns rot-grüner Gespräche mit ihrer Partei bereit stünde. Bei Lichte betrachtet, wird dieser »Preis« aber nicht Olympia sein. Das Thema Olympia ist der Öko-Partei weit weniger wichtig als eine neu ausgerichtete Verkehrspolitik, bei der sie Bürgermeister Scholz zu Zugeständnissen veranlassen könnte. Dann dürfte Olaf Scholz weiter darauf hoffen, 2024 die Olympischen Spiele in Hamburg zu eröffnen - seine Wiederwahl in fünf Jahren vorausgesetzt.

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