nd-aktuell.de / 17.02.2015 / Kommentare / Seite 1

Methode Wahnsinn

Roland Etzel zu den Morden an Ägyptern in Libyen

Roland Etzel
Die Kriege in Nordafrika und Nahost gebären immer abscheulichere Gräueltaten. Seit es technisch zu handhaben ist, nutzen die Mordmilizen moderne Medien, um das Grauenhafte ihrer Verbrechen in Szene zu setzen.

Die Kriege in Nordafrika und Nahost gebären immer abscheulichere Gräueltaten. Der Wahnsinn hat durchaus Methode. Seit es einfach technisch zu handhaben ist, nutzen die Mordmilizen von heute moderne Medien, um das Grauenhafte ihrer Verbrechen so nachhaltig wie möglich in Szene zu setzen. Grenzen der Pietät sind allein dazu da, überschritten zu werden.

Zu rechtfertigen ist an der Zurschaustellung der Tötung eines wehrlosen Menschen buchstäblich nichts; dabei ist es allerdings egal, ob dies in einer texanischen Gaskammer zelebriert wird oder von sadistischen Milizionären am Strand von Libyen. Beiderlei Tat huldigt vormittelalterlich archaischen Machtritualen, die der Vergangenheit angehören sollten. Tun sie aber nicht. Auch heute geht es Politik darum, Angst und Schrecken zu verbreiten - »shock and awe«, wie es mit Stolz US-Präsident Bush jun. in seiner Sprache nannte, als er 2003 den Bombenkrieg gegen Irak befahl. Auch damals sollten Videos zeigen, wie bestellter Tod funktioniert: punktgenau, unausweichlich, anonym.

In letzterem besteht der Unterschied zu den Mördern am Strand von Libyen. Ihre Mordgeräte sind von kleinerem Ausmaß. Ja, es sollte dringend und umgehend etwas gegen deren Mordorgien getan werden. Aber wie? Wenn an der Spitze der empörten »internationalen Gemeinschaft« jetzt wieder jene stehen, die nur viel »sauberer« mit Drohnen statt mit Schwertern töten, wird wenig zu erreichen sein.